Die deutsche Liebe zu Europa ist grenzenlos. Ihren ersten Knacks bekam sie, wie bekannt, als Merkels Politik des Geldversenkens im Zuge der Griechenland-Krise Kontur annahm. Seit 2010, verstärkt durch die Grenzöffnungspolitik der Jahre 2015ff., steht Europa unter dem Druck dreier Optionen: des von England ausgehenden Rette-sich-wer-kann, der Raffzüge der sogenannten europäischen Eliten, das heißt eines schmalen Polit- und Geldadels, der in der Geldpolitik der EZB und dem transnationalen ›Durchregieren‹ der politischen Amtsinhaber seinen speziellen Stil gefunden zu haben scheint, und des Mitnehmens, wie es vor allem im Süden und Osten der Gemeinschaft praktiziert wird, also überall dort, wo sich der klamme Staat und eine lange Tradition des Austricksens der jeweiligen Vormacht miteinander verbinden. Dieses angesichts der kulturellen Komplexität Europas vollkommen leere, mit weltweit operierenden Geldagenturen wie der WHO und den einschlägigen NGOs, deren bloße kritische Erwähnung in bestimmten Zusammenhängen bereits dazu führt, dass sich Gesprächstüren schließen und das Trommeln der Denunzianten beginnt, innig verknüpfte System steht auch im Hintergrund der aktuellen Krise, die als Gesundheitskrise begann und immer deutlicher ihren Charakter als Krise der Regierungssysteme und, mancher will es kaum glauben, der Demokratie herausstellt. Wer heute behauptet, die real existierende EU stehe für mehr Demokratie statt für Demokratieabbau, der stellt sich, demokratisch gesprochen, ins Abseits und braucht, wenn er zufällig an den Hebeln der Macht sitzt, immer schärfere Mittel, um das Volk soweit zu sedieren, dass vor der Hand alles beim Alten bleibt. Was kommt nach der Angst um die Gesundheit? Die größere Angst, was sonst? Diese größere Angst, die Angst vor der Weltwirtschaftskrise, sie wächst unaufhaltsam in der Welt der Gerüchte und bereitet den Boden für die ›Große Transformation‹, den schaumgeborenen Willen der Mächtigen, sich den Mächten erkenntlich zu zeigen, denen das Informationskapital der Netze in die Hände spielt. Dies alles geschieht vor unseren Augen und verwandelt die kaum gehaltenen Festreden zum dreißigsten Jahrestag der Wiedervereinigung Deutschlands ebenso in Makulatur wie alle Versuche, der Politik eines Donald Trump auch nur im Ansatz gerecht zu werden. Auf dieses Europa trifft das alte Bild des Philosophen zu: Es steckt mit dem Kopf in den Wolken und mit den Füßen im Schlamm. Nur mit den philosophischen Inhalten hapert es.