Der Zugriff der Pharmaindustrie wird gemeinhin als Wohltat empfunden.

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Seit den Neunzigern ist die Glaubwürdigkeit der Politiker im Sink-, seit 2015 im Sturzflug begriffen. Da war es natürlich, dass sie sich irgendwann an den Arztkittel klammern würden. Bleibt die Frage, ob sie loslassen können, bevor sie den leeren Kittel in Händen halten. Genau besehen, ist sie schon beantwortet.

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Die Mehrzahl der Bürger zieht die Maske über, so wie sie jedes verschriebene Mittelchen einwirft: Hilft wie versprochen. Wozu wäre man sonst so lange im Wartezimmer herumgesessen? Währenddessen forscht sich eine beflissene Wissenschaft die Finger wund, um Hegels Spruch ein wenig Wirklichkeit einzublasen: »Was vernünftig ist, das ist wirklich, und was wirklich ist, das ist vernünftig.«

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Eilige haben es eilig wie immer: Zieh’s drüber und Schluss der Debatte.

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Corona kommt, Influenza geht: Sie könnten sich über so vieles austauschen, aber das Verhältnis ist grundgestört und sie haben sich nichts zu sagen.

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Australien verkündet den Influenza-Totalausfall für 2020 und alle Welt nimmt es als Selbstverständlichkeit hin. Man trägt jetzt Sars-CoV2 – bis auf weiteres.

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Bilde dir etwas auf deine Krankheit ein und schon befindest du dich im Allerheiligsten: »Ich habe etwas, was ihr nicht habt! Ihr werdet euch wundern!« Irgendeine Krankheit findet sich immer. Und auch die eingebildete bedarf eines Nukleus.

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Krankheit und Prestige: eine säkulare Liaison. Vorher hieß es: Genie und Wahnsinn. Aber dieses Duo hat es nie in die Breite geschafft, es brauchte stets die Tribüne.

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Hinter jeder ausgerufenen Pandemie lauert die Erinnerung an die Pest. Sie ist der kulturelle Universalschlüssel, der auf alle Ängste passt. Pestträger müssen gemieden werden. Misstraue dem Nächsten (denn er könnte der nächste sein)! Hast du’s ›verinnerlicht‹, dann kann dich bloß die ordnende Hand der Obrigkeit retten und Vertrauen in ihre Anordnungen wird oberste Bürgerpflicht.

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Eine Gesellschaft mit Ängsten verpesten: Das fällt nicht schwer, denn die Ängste sind immer da. Sie müssen nur gebündelt und an einer Stelle ans Licht gehoben werden. Gib der Sache einen Namen und du bist die Person des Vertrauens, der Spürhund mit der großen Nase, dem (fast) alle folgen.

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Die moderne Gesellschaft ist abgebrüht genug, von allem ein bisschen zu glauben, um in jeder Situation zurechtzukommen. Die absurdesten Glaubensartikel werden von Ungläubigen für unantastbar erklärt.

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Ein schwankender Glaube wird nicht durch Glauben bestätigt, sondern durch ›unnachsichtige‹ Verfolgung der Ungläubigen.

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Cui bono? Das ist eine gute Frage. Wo Geld rieselt und Macht gedeiht, herrscht an aufgehaltenen Händen kein Mangel.

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Die Blessierten der Gesundheitskriege werden zur Ausweidung an die Börsen überstellt.

Notizen für den schweigenden Leser

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