Angstzirrhose: Saufen & Bibbern.
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Die besten Eseleien wachsen immer in Nachbars Garten. Das erklärt manches an der deutschen Berichterstattung über den amerikanischen Wahlkampf.
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Die gehirngewaschenen Deutschen fürchten Donald Trumps potentielle Wiederwahl nicht, sondern fühlen sich durch sie bestätigt. Sie ahnen den Irrsinn, den man ihnen eingepflanzt hat, und wollen ihn außer sich leibhaftig anschauen können. Sie werden ihren Trump jeden Tag vermissen, an dem sie ihn nicht zerreißen können.
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Der zerrissene Trump fügt sich für seine Anhänger zum Idealbild des Heilers zusammen. Mittlerweile wächst auch hierzulande die Zahl derer, die auf ihn hören. Über dem zerrissenen Land erhebt sich die Fata Morgana des Redlichen. Der Geschäftsmann, der in die Politik ging: Labsal für Wähler, welche die umgekehrte Karriere fürchten gelernt haben.
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Man hat die Phobien der westlichen Welt, deren wirkliche Ursachen rasch benannt wären, auf rasch konstruierte Feinde abgelenkt, denen eines gemeinsam ist: der Wunsch nach Selbsterhaltung und freier Bewegung. Sie gelten als Verbreiter des Virus. Nichts lässt tiefer blicken als die amtliche Gier, Bewegungsprofile unbescholtener Bürger zu gewinnen und im Gegenzug Grenzen, vorhandene und neu einzurichtende, hochzuziehen. Wer Gesundheit auf die Aussetzung von Lebensart gründen will, der sollte sich besser um einen Krankenhausjob bewerben als um das Amt des Regierungschefs.
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Nach jedem Attentat werden die gleichen öffentlichen Salven abgeschossen. Die einzige im Raum stehende Frage lautet: Sind diesmal die Rechten dran oder die Islamisten? Danach richtet sich das Maß der staatsbürgerlichen Empörung und die Rhetorik der Herrschenden. Erstaunlicherweise wurde einer der albernsten Sprüche der 68er in dieser Gesellschaft Realität: »Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin.« Jeder weiß, dass sich der sogenannte ›Islamische Staat‹ im Krieg gegen den Westen befindet. Es interessiert bloß niemanden außer den professionellen Sicherheitsleuten. Attentäter sind entweder verwirrt oder ›nahestehend‹ oder sie hatten ›Kontakt‹: das Wort ›Feind‹ ist dem gehobenen Feuilleton vorbehalten, das darüber dauerrätselt, ›was diese Menschen umtreibt‹. Will man die Täter damit zum Verzweifeln bringen? Aber solche Leute lesen kein Feuilleton.
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Die ›Kulturschaffenden‹ begehren auf, seit die Regierenden sie zur Unterhaltungsbranche rechnen. Zu Recht. Leider fällt es ihnen jetzt erst auf.
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Nochmals ›Meinungskorridor‹. Ein Korridor kennt zwei Laufrichtungen, die dritte verbietet sich bereits von selbst. Man will verhindern, dass sich auch die zweite von selbst verbietet und begründet es damit, dass letztlich doch alle dasselbe Ziel haben. Warum der Aufstand? Worin besteht das Problem? Wenn das Ziel ›Meinungsfreiheit‹ ist, dann muss daran erinnert werden, dass dies kein Ziel, sondern ein Recht ist, das kollabiert, sobald es nicht in Anspruch genommen, sondern auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben wird. Wer meint, sich im Korridor einrichten zu müssen, hat sich seiner schon entledigt.