Als Gespensterzüchter sind Sie großartig. Warum, fragen Sie, und Sie haben recht. Von dieser großartigen Eigenschaft wissen Sie nichts. Sie ahnen sie nicht einmal. Sie sind, als Gespensterzüchter betrachtet, der Mensch ohne Bewusstsein. Wie lebt es sich ohne Bewusstsein, in Anbetracht der Verantwortung, die der Mensch als Gespensterzüchter nun einmal hat? Gut, nehme ich an. Wer nichts von seiner Berufung weiß, zählt auch nicht zu den Berufenen. Wer von keiner Verantwortung weiß, der trägt auch keine. Deshalb ist es so nutzlos, das verantwortungslose Gesindel, das unsere Tage verdüstert, zur Verantwortung ziehen zu wollen. Niemand trägt Verantwortung für Gespenster, die er nicht sieht, geschweige denn, dass ihm bewusst wäre, er selbst sei die Ursache ihrer Anwesenheit.

»Wo sind sie denn, deine Gespenster?« sagt so einer und schlägt eine quiekende Lache an, denn er hat einen Gesichtsschaden, an dem noch gearbeitet wird. Zu welchem Ende? Das fragen viele. Alle Gesichtsarbeit hat zwei Enden: ein gutes und ein böses. Am guten Ende steht das perfekte Gesicht, das niemandem steht, am bösen das entgleiste Gesicht, das keiner haben will, obwohl sein perfekter Sitz allen bekannt ist. Die Gespenster scheint die Differenz kalt zu lassen. Sie fressen ihren Züchtern aus der Hand und eines Tages – hoppla! – fressen sie die Hand. Wo liegt der Unterschied? Seit in den Parlamenten des Landes Gespenster sitzen, sind Hände begehrt wie nie zuvor. Wenn die öffentlichen aufgebraucht sind, geht es an die privaten. Aber eigentlich ist auch diese Unterscheidung von gestern. In der Schlacht am Büfett der Hände zählt jeder Finger. Manche zählen doppelt, das sind solche, auf die sich später zurückgreifen lässt, weil sie auf wundersame Weise nachzuwachsen versprechen.

In der Nacht des Gewissens, in der die Gespenster es miteinander treiben, ist die Zeugung von Nachwuchs ausgesetzt. Stattdessen lieben sie alles Nachwachsende und verlangen stets mehr davon. Im übrigen sind und bleiben sie Gespenster. Man weiß nicht, was man von ihnen halten soll; davon leben sie gut und gerne. Strömte nicht dieses unbeschreibliche Grauen von ihnen aus, man könnte sie für seinesgleichen halten oder für Hinz und Kunz, aber irgendjemand muss sie schließlich auch züchten.

 

Notizen für den schweigenden Leser

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Sie sind essenziell für den Betrieb der Seite (keine Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.