Man darf auf die privaten Aufzeichnungen gespannt sein, die früher oder später über diese in mancher Hinsicht seltsamste Regierung an den Tag kommen werden, die Deutschland je besessen hat.

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Wichtiger Leitsatz der Propaganda: Unterschiebe dem Gegner deine eigenen Motive, Absichten sowie, in Zeiten der totalen Desinformation, Handlungen. Im Fall des Sieges lass es so aussehen, als erfolge die Erreichung deiner Ziele gleichsam absichtslos, als logisches Beiprodukt eines aufgezwungenen Freiheits- und Abwehrkampfes.

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»Alles, was der Gegner zur Darlegung seiner Ansprüche vorbringt, sind Mythen, alles, was deine eigene Partei verlauten lässt, ist die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit, so wahr das Kriegsglück ihr helfe.« Wer sagt das? Das sprechende Niemand.

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Dass Wahrheit auf Wiederholbarkeit beruht, ist eine Binsenwahrheit. Wahrheit gedeiht unter zwei Modi der Macht: der Macht der Beweise und der Macht der Mächtigen. Da es unter allen Bedingungen Mächtige gibt, haftet der Macht der Beweise, unter welchem Regime auch immer, etwas Flittriges an. Merke: Ohne den Verdacht, es möge an ihr etwas faul sein, ist Wahrheit nicht zu haben.

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Wiederholbarkeit verweist auf die Hoffnung (oder Befürchtung), es könne auch einmal etwas anderes herauskommen. Das exakt Gleiche ist in den meisten Bereichen Fiktion, darunter jene, die in der Wirklichkeit interessieren. Sind Interessen im Spiel, ist die Abweichung die Regel: Niemandem ist daran gelegen, sich immer und immer wieder eine blutige Nase zu holen.

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Sieger begehen immer wieder dieselben Fehler, solange sie es sich leisten können: Routine schlägt Perfektion. Perfektion verlangt derjenige, der das Blatt zu wenden wünscht. Nichts darf schiefgehen, wenn ein kühner Plan gelingen soll. Das gilt vor allem für das, was noch nie probiert wurde.

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Es gäbe keine Routinen – und damit keine Wahrheiten –, hätte nicht jemand den Vorteil davon: im Minimalfall den Vorteil der Gedankenlosigkeit.

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Imperien können Niederlagen verkraften, solange sich die führende Schicht an ihnen zu bereichern und das Volk (den Pöbel) zu beschäftigen weiß.

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Privilegierte Mächte erkennt man daran, dass sie verlorene Kriege nach Belieben fortsetzen können. Ein Staat, dessen Kampf morgen zu Ende wäre, würde der Fluss an Geld und Waffen aus einem Drittland versiegen, ist nicht in einer privilegierten, er ist in einer verzweifelten Lage.

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Auch Verzweiflung kann sich lohnen. Es gibt immer Nutznießer.

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Wissenschaft und Krieg haben mehr gemein, als der Augenschein zulässt. Auf beiden Feldern geht es um Sieg oder Niederlage, auf beiden Feldern verspricht nur der maximale Einsatz Erfolg, auf beiden Feldern sorgen die Interessen für störende Interferenzen, auf beiden Feldern sind die Interessen das, was die Sache am Laufen hält. Die theoretische Neugier begründet keine Wissenschaft, sie wird dort nur benützt. 

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Ist schon widerlegbar, was mit Gründen bezweifelt werden kann? Aber bezweifelt werden kann alles und Gründe finden sich immer. Man könnte den Grundsatz formulieren: Zweifle nie ohne Grund. Aber dieser – wirkliche – Grund muss sich nicht unter den Gründen finden, die du ›ins Feld führst‹. Merke: Alle Gründe sind gezinkt (oder können es sein).

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Der leere Zweifel ist wie ein leeres Versprechen: Er deutet an, dass es auch anders gehen kann, aber er lässt den Zweifler in seinem Souveränitätsrausch mittellos.

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Der Staat hält die Wissenschaft am Laufen, die Macht schöpft sie ab. Und siehe da: Häufig erweist sich falsche Wissenschaft als lukrativer. Deshalb tragen so viele Sieger das Kainsmal.

 

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