Atomkriegsszenario. Hat noch gefehlt. Entmottet wird: der Schrecken aller Schrecken. Zeitgenossen aller Geschlechter, die dabei glänzende Gesichter bekommen, erhalten eine Portion Extrazuwendung, sprich Minutenprominenz, ausreichend, um die gerade anstehende Wahl zu gewinnen und einen komfortablen Sitz im Parlament der Parlamente zu ergattern.

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Währenddessen wächst in Italien die Angst vor den Campi Flegrei. Keiner weiß, ob der Ausbruch morgen ansteht oder in tausend Jahren. Soviel ist sicher: Die Erde bebt, die Lava steigt. Mit stärkeren Beben wird gerechnet. Stündlich, täglich, in tausend Jahren – wer zieht da die Grenze? Erdzeit und Menschenzeit entziehen sich gegenseitig. Immer gelingt das nicht.

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Die ›Fabrikation der Fiktionen‹ (Einstein) läuft auf Hochtouren. Der Mensch, der unter sich greift, findet eine Erde im Aufruhr. »Geologisch gesehen ist das alles normal, aber für den Menschen gelten andere Zeitspannen, sodass hier sicherlich nicht von Normalität gesprochen werden kann.« Wovon dann? Für den Menschen ist alles normal, solange es in den vorgesehenen Bahnen verläuft. Die Vorsehung ist der Mensch, der morgen sein Auto zur Reparatur bringen will.

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Draußen, für Kenner sichtbar: Beteigeuse, der Glücksstern am Nachthimmel. Nie war Dabeisein so einfach. »Entdecken Sie Beteigeuze, den Roten Überriesen, der Schlagzeilen macht, weil er noch zu unseren Lebzeiten zur Supernova werden könnte.« 1,5 Millionen Jahre, sagt eine Studie aus dem Jahre des Herrn 2022. Bleiben Sie dran!

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›Ums Verrecken‹ – komischer Ausdruck. Reserviert für die Negation: Ums Verrecken nicht zulassen…! Einsicht etwa. Politiker-Rede, heute wie gestern. Sie sagen es selbst: »Wir werden nicht zulassen, dass…« Was auch immer, es ist stets dasselbe. Sie dürfen nicht zulassen, irgendwer hat’s verboten. Jemand, der nicht genannt werden will, ihr kleiner Gottseibeiuns, gelegentlich Satan genannt, unser aller Wegbegleiter.

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Macht besitzt, wer Verbrechen mit Verbrechen zudecken kann. Mehr Macht besitzt, wessen Verbrechen nicht mehr als solche ›greifbar‹ werden, weil zu viele Menschen involviert, Verantwortlichkeiten nicht nachvollziehbar sind, kodifizierte Straftatbestände die Dimension der Entscheidung nicht mehr erreichen: Das also ist sie, die wahre Macht. Sie wäre es nicht, wären die Menschen nicht bereit, das Geschehene als Schicksal hinzunehmen, vornehmlich, um ihr eigenes Versagen zu bemänteln und die Angst vor den Folgen vor sich selbst zu verstecken.

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Von der Mimikry zur Mimokratie – es wird gegessen, was am Potomac auf den Tisch kommt. Die Abräumung der europäischen Speisepläne scheint zur Geschmackshauptfrage der EU geworden zu sein. Aber vielleicht handelt es sich bloß um eine perspektivische Täuschung und so viel Oppositionsgeist war nie. Die wahre Täuschung spielt mit Vergangenheit und Zukunft Billard: zwei Kugeln, eine schwarz, eine weiß, man weiß nicht welche.

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Sollten wir morgen verbrennen, wüssten wir endlich Bescheid.

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›Die Globalisten‹. Billard will gespielt sein und wo gespielt wird, da gibt es Spieler. Solange das Spiel reell schien, nannten sie sich Player und waren es zufrieden, wenn man sie ablichtete. Heute gilt als ›Verschwörungstheoretiker‹, wer nur nach ihnen Ausschau hält. Sie halten das Schicksal in Händen und siehe, es ist nichts weiter als ein langer, kräftiger Stock mit einer Spitze voll Kreide.

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Das allerchristlichste ›C‹ hat einen anderen Klang bekommen, seit manche Leute es verwenden um zu verhindern, dass am anderen Morgen die Polizei vor ihrer Tür steht. ›C‹ steht heute für Aufarbeitung. Das ist, in zeitgeschichtlicher Langperspektive, nichts unbedingt Neues. Doch es steht, wie es scheint, ›außerhalb des Erlebens‹. Der Mensch, der sich psychisch mühelos in kosmische Abläufe einklinkt, versagt angesichts einer Zeitspanne von wenigen Jahrzehnten, sobald das eigene Handeln ins Spiel kommt.

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Wer wählt die schöne Null? Schließlich ist sie die Mutter aller Arithmetik. Es ist nicht wichtig, wer sie wählt, solange gewiss ist, dass sie gewählt wird. Dabei drängt es die Leute zur Konfession: Ja, ich werde sie wählen, immer wieder, solange der Globus uns trägt. Der gute alte Globus…

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Der Kaliningrader Kartonagenfabrikant Immanuel Kant hat seinen großen Namensvetter nie persönlich getroffen. Er hat ihm aber eine Paketserie gewidmet. Sie trägt (auf russisch) den Aufdruck: »Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit muss verschoben werden. Schuld sind die anderen.« Ein Exportschlager, wird hinter der Hand geflüstert. (Diese Geschichte widme ich meinem Freund Steffen Dietzsch, dem Philosophen.)

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