Ich sprach vom Industriezeitalter: das bedarf einer Korrektur. Mein Yagir verfügt über seine eigene Zeit, er ist gewissermaßen seine eigene Zeit. Jedenfalls ist sie ihm allein eigen und es würde eine schwere Kränkung seiner Autonomie bedeuten, ihn umstandslos im industriellen, post-industriellen, post-post-industriellen etc. Zeitalter anzusiedeln, auch wenn ein gewisser industrieller Zauber über ihm liegt. Davon zeugt bereits der Terminus ›Plattform‹. Das Platte daran ist gerade das Gute. Niemand soll Anstoß nehmen oder gar ins Stolpern kommen, wenn sich alle auf einer Fläche zusammendrängen. Vor allem aber: niemand soll ausgeschlossen sein, es sei denn … Niemand, das gesichts- und gestaltlose Niemand, das draußen bleibt oder verstoßen wird, weil keine Plattform der Welt jedermann aufnehmen kann, ausgenommen die Welt selbst, von der noch niemand zu behaupten wagte, sie sei platt. Eine solche Plattform will natürlich installiert sein. Man muss davon ausgehen, dass nur eine verschwindende Minderheit der Yagier weiß, dass sie Plattform-Menschen sind. Eigentlich wissen sie nicht einmal, was sie von diesem Begriff zu halten haben, obwohl sie die Sache tagaus tagein benützen. Irgendjemand hat sie ihnen eingezogen, ohne dass sie zugegen waren – wo sie doch immer dabei waren, mit Hi! und Hallo! und Wir sehen uns. Yagier sehen sich viel, teils in natura, teils in effigie. Man sieht sie durch ihre Städte wandeln, das Handy (auch ›Smartphone‹ genannt) in der vorgestreckten Hand, als handle es sich um das Bugsegel einer schwer manövrierbaren Kogge, und kommunizieren. Doch möchte ich mich mit der Beschreibung des Phänotyps nicht zu lange aufhalten. Kommen wir zur Sache.

 

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