Die unverrückbare Basis des Yagir, das will ich damit sagen, ist das Freund-Feind-Verhältnis, von dem einst der Staatsrechtslehrer Carl Schmitt behauptete, es charakterisiere das Wesen der Politik. So betrachtet wäre der Yagir ein politisches Gemeinwesen, vielleicht das politischste von allen, da besagtes Verhältnis buchstäblich aus allen seinen Verhältnissen hervorlugt, nein -springt, wann immer … nun, wann immer Yagier miteinander zu kommunizieren beginnen. Über diesen Punkt habe ich intensiv nachgedacht. Es liegt ein Paradox darin, das aufzulösen ich mich nicht der Lage sehe, obwohl ich gewissermaßen sein Schöpfer bin. Wenn Yagiriten miteinander ins Gespräch kommen sollen, will heißen, sobald ich zwischen ihnen einen ernsthaften Dialog anzetteln möchte, stelle ich – Teufel auch! – fest, dass sie mir entwischen. In der aufgeblasenen Sprache der Metaphysik – sonst nicht die meine! – dürfte ich notieren:
Das Wesen des Gesprächs unter Yagiern besteht in der Unmöglichkeit, es zu führen.
Man möchte fragen: Wer ist hier der Teufel? Bin ich es, der sie mit ausgesucht teuflischer Lust gegeneinander treibt? Auszuschließen ist so etwas nicht. Immerhin diene ich, alter Mann, der ich bin, als dem netten Gemeinwesen als Maxwellscher Dämon. Aber wahrscheinlich ist es auch nicht. Genauer gesagt, es ergäbe keinen Sinn. Die beiden Bischöfe zum Beispiel (vorsichtshalber habe ich ihnen bisher, um unnützen Streit zu vermeiden, keine Namen gegeben, nennen wir sie also nach bewährter Manier A und B) –: haben die beiden während ihrer Reise in den Sonnenaufgang überhaupt miteinander gesprochen? Ich bezweifle das. Wäre es so gewesen, dann hätten sie die Reise als politische Freunde begonnen und als intime Feinde beendet – falls sie sich überhaupt zur gemeinsamen Rückkehr in der Lage gesehen hätten. Jedenfalls wären sie als geschiedene Leute nach Hause geeilt, verstimmt bis in den hintersten Winkel der Seele. Ich schreibe das so ungeschützt nieder, wissend, dass jeder gesunde Yagier bestreiten würde, Bischöfe könnten so etwas wie eine Seele besitzen. Die Aussage klingt bedeutender, als sie der Sache nach ist. Sie sind Leugner, die Yagier, Leugner der hartgesottensten Art. Das möchte ich damit zum Ausdruck bringen. Nicht bloß leugnen sie Gott und die Welt, sie leugnen sich selbst in ihr, vor Gott, vor sich und vor anderen. Wer kann, lässt sich verleugnen. Aber das gehört in eine andere Partitur. So gesehen ist der Yagir der gottverlassenste Ort im All. Yagier wären keine, würden sie sich nicht auch das gegenseitig zum Vorwurf machen. Sie klagen einander der Leugnung an, wann immer sie mit- oder über- oder gegeneinander aussagen, was, nebenbei, keinerlei Unterschied macht. Der Vorwurf der Leugnung liegt auf ihrer Sprache, wo immer man sie zu fassen versucht: ein blauer Dunst, leicht zu vertreiben, aber da steckt schon der Irrtum. Er ist der Irrtum schlechthin. Er ist die Sünde.