In der Sprache Hegels, des Erfinders des dialektischen Weltgenerators und Großmeisters aller Klassen, entsteht der Yagir durch Umschlag aus der Staatsangehörigkeit in die Staatshörigkeit. Das heißt, Hülle und Kern, Form und Inhalt tauschen die Plätze. Wo Ich ist, soll Staat sein – oder wie es korrekt heißen muss: Wo Ich war, ist Staat, gleichgültig, ob mit mir Staat zu machen ist oder nicht. Das passiert übrigens gleich beim Übertritt – legal, illegal, scheißegal! – an der Grenze. Nirgendwo sonst erscheint der Mensch so in seiner Glorie, so sehr als Ich mit Ansprüchen an das All wie gleich nach dem Eintritt, in der Euphorie des Ich-bin-jetzt-da. Doch wie gesagt, alles daran ist Schein, polierte Oberfläche, Form. Denn im Innern lebt, webt und orakelt bereits das, was der gemeine Yagier, nicht ohne Verwunderung, seinen Staat nennt. Er könnte ihn auch seinen Magen oder sein Nierenversagen nennen, aber gar so intellektuell will er dann doch nicht dastehen. Es ist ja auch ein fremder Intellekt, der sich aus ihm zu Wort meldet. Feinde der philosophischen Sprache hören an dieser Stelle gern weg, sie wähnen sich angegriffen, in der Ehre gekränkt, zu Typen zweiter Klasse degradiert. Gleichzeitig kommen sie sich furchtbar erhaben vor, fast wie ein Ballon, der wächst und wächst und spürt, dass er sich gleich losreißen und davonfliegen muss, was er nicht will. Wenn der Staat im Bürger steckt – oder im Individuum –, dann haben sich Staat und Individuum definitiv nichts zu sagen, da der Bürger in diesem Fall nur ausspricht – lies: auszusprechen wagt –, was der Staat aus weiser Voraussicht oder mangels eigener Kapazitäten nicht offen verlauten lässt. Jedenfalls nicht in dieser Weise. Denn der Staat ist schlau und hält, wie die Psyche, sich stets ein Hintertürchen offen. Man darf nur nicht den Fehler begehen, den Yagir als Staat zu betrachten – was er definitiv nicht ist. Er bringt bloß den Einzelnen in ein Verhältnis zur Staatlichkeit, das einzigartig genannt werden müsste, wären Spuren davon nicht überall anzutreffen. Da draußen an Staaten kein Mangel herrscht, erlaubt sich der Yagir den Luxus, als staatsfreie Zone aufzutreten, sprich: als Bürger- oder Zivilgesellschaft. Auch das gehört zur Dialektik –: Überallheit schlägt in Unsichtbarkeit um. Demgemäß schubsen einander, jedenfalls in anspruchsvolleren Buchhandlungen, die Bücher über das Totalversagen des Staates vom Ladentisch, während gleich nebenan, für notorische Yagiasten unbegreiflich – besser: gar nicht vorhanden –, der Stapel wächst und wächst, in dem akribisch der totale Staat in seinen Bestandteilen aufgelistet wird. Ja, es gibt sie, die Yagiasten – Lebende, die orgiastisch eins mit dem Yagir sind, so dass ihnen gar nicht auffällt, wo sie sich befinden. Unbeirrt verstehen sie sich als Weltbürger, allerdings weit unterhalb der Schicht derer, denen die Welt gehört. Ich hörte es von einem Verleger, der sich von mir verabschiedete: Bleiben Sie sauber! Besser kann man Zugehörigkeit gar nicht ausdrücken.

 

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