Die Leitfigur des zwanzigsten Jahrhunderts war der Schauspieler, die des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist der Journalist. Beide Karrieren fußen auf einer Erfindung, verrückt genug, um allen menschlichen Dingen zu einem veränderten Aussehen zu verhelfen. Dem Schauspieler verhalf der Film zu den Freuden einer zweiten Existenz, dem Journalisten das Internet. Gleich jeder revolutionären Neuerung hat es seine Titanen hervorgebracht: Idole der Volksseele wie den Apostaten Julian Assange, der sich mit Lust auf die neuen Möglichkeiten der Nachrichtenerzeugung stürzte, um anschließend lange Jahre als Feind der Mächtigen hinter Mauern zu verkümmern, undurchlässiger als jene, die sich einst quer durch Berlin zog: Wesen, von ihrer Gefolgschaft für Lichtbringer gehalten, die einmal mehr den ewigen Aufruhr des geknechteten Menschen bis an die Schwelle der Götter trugen. Titanin ist auch ›M‹ – auf ihre Weise. Sie gehört zu den Machthabern neuer Sorte, Chancen auslotend, die es vor ihrer Zeit so nicht gab, Möglichkeiten der Machtgestaltung im Anschluss an den neuen Massenjournalismus, von dessen Fußabstreifer sie sich den lichten Höhen entgegenschwang, in denen die neuen Eliten wohnen. Ich weiß, Professionelle schätzen es nicht, wenn man Journalismus nennt, was sich in den sozialen Medien abspielt. Es schmerzt, seine Privilegien einzubüßen. Dabei mischen sie selbst kräftig mit und es ist die Wahrheit, nichts als die reine, tief zu fühlende und vor allem messbare Wahrheit. Man kann ›M‹ ohne weiteres als erste Manifestation des gemeinen Wesens bezeichnen, das sein Bewusstsein aus den Tiefen des Internet schlürft. Be-wusst-sein, kapiert? Wie gelangt der Wissenswust ins Bewusstsein? An dieser Frage muss ansetzen, wer Menschen bewegen will. Und Menschen bewegen, ist das nicht die Chiffre für Macht? Man stelle sich eine unbewegte Menschheit vor, etwa den Yagir, als Yagiritenwald, jeder Yagirit eine Tanne, dunkel vor sich hin schweigend, gelegentlich knarzend und knackend, wenn der Wind in die Krone fährt. Wo bleibt da die Macht? Ich frage: Wo bleibt da die Macht? Erst der bewegte Mensch öffnet sich den Einflüsterungen der Macht. Aber es bleibt nicht bei Einflüsterungen. Plisch und Plum zum Beispiel… Um Gottes willen! Nicht auch noch diese … als Opfer.