Wer das alles jetzt für ein Gedankenspiel hält, dem kann ich versichern, dass er nicht ganz falsch liegt. All unseren Spielen liegen Gedankenspiele zugrunde. Wer denkt, er brauche nicht zu denken, der hat wenigstens eines begriffen: Es denkt für ihn, darüber braucht er sich keine Sorgen zu machen. Fürs Denken ist gesorgt. Die Stimme am Ohr ist dafür ein gutes Beispiel. Was immer sie spricht, es klingt vertraut, es folgt jahrzehntelang eingeschliffenen Bahnen, es klingt nach Denken, nicht nach irgendeinem, sondern nach dem dieses einen Mannes, den alle Welt Justus nennt, Justus den Gerechten, vielleicht, weil er gewohnt ist, in alle Richtungen auszuteilen, vielleicht auch aus anderen Gründen, über die wir niemals gesprochen haben, weil sie intim oder genierlich sein könnten. Ich war anwesend, als er die achtzig überschritten hatte und ein alter Freund ihm feierlich in die Hand versicherte, über die brillanteste Intelligenz zu verfügen, die ihm im Leben begegnet sei, und dafür danke er ihm von Herzen. Dieser Freund, damals noch praktizierender Arzt, hat ihm vermutlich die Spritze gesetzt, die der Brillanz binnen kurzem den Garaus machen sollte. Reine Mutmaßung! Man darf dergleichen gar nicht ansprechen. Es schickt sich nicht und beleidigt den betagten Herrn. Beweisen lässt sich ohnehin nichts davon. Und wenn schon! Auch Beweise können den Dienst versagen (oder versagt werden). Das Denken, wie gesagt, es bedarf bloß eines winzigen Anstoßes und schon klingt es, wie die Kirchenglocken, in einem fort. Diesen Anstoß liefert dem Alter die Zeitung, nicht irgendeine, sondern die altgewohnte, die einen durchs Leben begleitet und die Welt geordnet hat: links – rechts, oben – unten, dazwischen die Mitte, also der Leser selbst. Wenn Justus mich anruft, bimmelt die Welt. Ich weiß, was mich erwartet, aber ich nehme den Anruf an, weil ich weiß, niemand verweigert sich dem Anruf des Lebens ungestraft.