Aufmerksamkeit, ich deutete es an, wird im Yagir durch Schweigen erzeugt. Die wichtigen Medien breiten den Mantel des Schweigens über die Untaten ihrer Schutzbefohlenen aus und die unwichtigen durchlöchern ihn nach besten Kräften. Ihre Aufgabe besteht darin zu erreichen, dass der Mief der Kleingläubigkeit, der Heuchelei und der Doppelzüngigkeit in die oberen Ränge steigt, wo er vermutlich nie ankommt. Das bedeutet nicht, dass es oben nicht stinken würde. Ganz im Gegenteil: Es stinkt gewaltig. Jedenfalls behaupten das Abtrünnige, die bereits Höhenluft schnuppern durften. Gefallene gibt es im Yagir viele. Er gleicht darin einem Obstbaum im Herbst, von dem niemand ernten möchte. Vielleicht sieht sich auch niemand dazu in der Lage. Vielleicht, vielleicht, vielleicht… Die Luft im Yagir klirrt von unbewiesenen Hypothesen. Dabei ist das Wort ›Hypothese‹ verboten und nur die unvermischte Wahrheit gestattet. Erweist sie sich nachher als falsch, dann ist das auch egal. Oben, unten –: was sind das für Ausdrücke in einer Gesellschaft, in der alles egal ist? Ersichtlich handelt es sich um Unrat aus anderen Epochen, vermutlich vor Erscheinen des Homo sapiens sapiens. Wer sie zu verwenden wagt, der ist aus der Zeit gefallen, ein Gebrandmarkter wie Justus, der Meister der amphibolischen Klänge, in dessen ›Sagen wir doch, wie’s ist!‹ jedes Mal ein ›So hätten sie’s gern‹ mitschwingt. Bei diesem Ton erwacht im Yagichonder die Neugier. Bedächtig wandert der erkennende Blick von einem unterhalb des Brustbeins liegenden Punkt aus nach oben, verhält kurz, nimmt zögernd die Gesichtszüge des anderen ins Visier: Vorsicht ist angebracht, und das auf beiden Seiten. Die Vorsicht des Yagichonders macht sich nicht nur durch Blicke bemerkbar. Die Gedanken selbst, die bei solchen Gelegenheiten geäußert werden, kreiseln wie … wie … wie trocknes Laub in einer Windhose. Will sagen, sie irrlichtern, wo doch der Gesprächspartner längst (oder nichts) verstanden hat und bloß den Punkt nicht findet, an dem er Zustimmung äußern könnte. Bei alten Bekannten ist das nicht anders. Justus, ein Meister des scheinbar ziellos umherwandernden Denkens, hat diese Kunst zu einer solchen Vollendung entwickelt, dass er oft genug wirklich den Faden verliert. Im Grunde könnte man unsere stundenlangen Gespräche auf Fünf-Minuten-Sequenzen eindampfen, ohne etwas davon zu verlieren außer dem Eindruck, einem Ritt über den Bodensee beigewohnt zu haben, soll heißen, Zeuge einer gefährlichen Exkursion geworden zu sein.