Justus ist feige, sagte ich. Er weiß, dass ich ihn dafür halte und hasst mich deswegen. Er hasst mich auch aus anderen Gründen, auf die ich bei passender Gelegenheit eingehen werde, aber diese Gründe verblassen vor dem einen, der ihn zum Sklaven meiner Launen herabwürdigt. Beiträge zur öffentlichen Debatte, die geeignet sein könnten, ihren Lauf zu beeinflussen, sind im Yagir verboten. An sich wäre eine solche Verfügung nicht weiter erwähnenswert, vergleichbare Paragrafen existieren in vielen Staaten der Erde und dort, wo sie nicht existieren, klingelt anstelle der Polizei der Geheimdienst an der Wohnungstür, womit alles wieder seine Richtigkeit bekommt. Wie sprach Erbtante Erika, als ich sie ins Yagir einweisen ließ? Jetzt wird’s wieder wie ’84, jetzt kenne ich mich wieder aus.
DAS VERBOTENE IST ERLAUBT
DAS ERLAUBTE IST VERBOTEN
Aber, aber… Wie ich weiter oben feststellte: der Yagir ist kein Staat. Justus hingegen … der Kolumnist Justus ist der Fleisch und Bein gewordene Wunsch, die öffentliche Debatte, koste es, was es wolle, mit dem Feuer seiner Rede zu beeinflussen. Und was heißt schon Debatte? Er will ›M‹ zur Kursänderung bewegen! Er muss also, um existieren zu können, das Verbot ignorieren. Mehr, er darf es gar nicht erst zur Kenntnis nehmen, denn niemals käme es ihm in den Sinn, eine illegale Handlung zu begehen. So sind die beiden intim miteinander verwoben: Der Yagir ist das, was sich ziemt, und Justus der Hüter des Ziemlichen. Ich gebe zu, das klingt ziemlich verworren. Selbst ich habe einige Zeit gebraucht, um die Fäden zu ordnen. Aber wenn man das Prinzip einmal begriffen hat, dann lichtet sich das Gewölk und man versteht die Zwienatur des Ziemlichen zwischen Genug ist nicht genug! einerseits und der Genügsamkeit andererseits, die es seinen -tanen abverlangt, ein Verhältnis wie das zwischen Unruhe und Pendel bei einer mechanischen Küchenuhr: Die Unruhe drängt vorwärts und das Pendel schlägt immer zurück. Das Pendel sive Justus schlägt also ins Leere, immer ins Leere, auch wenn er, seiner Selbsteinschätzung erliegend, mit jedem seiner Worte ins Volle trifft. Mangels messbarer Wirkung will er von mir gelobt werden. Der Wortgewaltige steht damit nicht allein. Das halbe Vereinswesen funktioniert nach dem gleichen Muster und die Medienkultur … schrieb ich gerade ›Medienkultur‹? Nein, die hebe ich mir für später auf.