Es wird Zeit, sich dem Geheimnis des Yagir zu nähern. Denn ein Geheimnis liegt ihm zu Grunde, ein düsteres, wohlgemerkt, ein rabenschwarzes, doch lassen wir die Raben aus dem Spiel. Yagier, ich schrieb es bereits, sind Plattform-Menschen. Da erhebt sich die Frage nach der Identität. Alles Fragen im Yagir mündet irgendwann in die Frage nach der Identität. Yagier sind süchtig nach Identität. Die Sucht hat solche Ausmaße angenommen, dass die Forscheren unter ihnen, jedenfalls in Sektlaune, sich gern als transhumanoid bezeichnen. Nicht-mehr-menschlich zu sein, darin besteht ihr größter Triumph und ihre lähmendste Angst. Das ist unmenschlich, spricht die Angst und Endlich! räuspert sich der Triumph. Gemeint ist nicht das Unmenschentum, das die Menschheit begleitet, seit sie sich auf ihre zwei Beine schwang. Plisch und Plum zum Beispiel, menschlich gesehen Verräter an dem, was ihnen der Glaube auftrug, befinden sich als Yagier völlig in ihrem Element. Doch darum geht’s nicht. Und in der Tat … in der Tat … von welcher Tat redest du? Es muss wohl eine Untat gewesen sein, eine Untat auf leisen Sohlen, eine Untertat, die sie gefügig gemacht, die sie in ihr Element eingewiesen hat, dem sie, selbst wenn sie es wollten, nicht mehr entfliehen könnten. Wie es aussieht, wollen sie es auch nicht. Das ist, auf die Mehrheit gesehen, richtig, aber es unterschlägt die desperate Minderheit, die lieber heute als morgen austreten würde, sie weiß nur nicht wohin. Es ist nicht leicht, aus dem Yagir auszutreten, gerade weil seine Grenzen, einmal gezogen, gleich wieder überschritten werden, so dass man ihn auch grenzenlos nennen könnte, jene Grenze im Osten ausgenommen, die ja, wie angedeutet, ihre eigene Unüberschreitbarkeit ins Spiel bringt. Aber auch ohne sie: der Osten ist keine Option. Hic Rhodus, hic salta! verlangten die alten Römer von jenen, die das Maul zu voll nahmen (jedenfalls wird das im Yagir behauptet). Wir können die Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass jeder Zitatgläubige in der Antike wusste, was es mit diesem geheimnisvollen Rhodus auf sich hatte, wohl aber, dass jeder heutige Bewohner des Yagir, gleichgültig, ob er sie korrekt auf dem Atlas lokalisieren könnte oder nicht, imstande wäre, seinen nächsten Urlaub auf einer griechischen Insel zu buchen, ohne sich weitere Gedanken zu machen als die, welche Badesachen er diesmal einpacken möchte. Man kommt, das will ich damit andeuten, auf einen Sprung dorthin und mit einem Sprung, einem Hüpfer ist man auch wieder weg. Austreten ist eine ganz andere Sache. Niemand darf sich zu wissen sicher sein, was ihn am anderen Ende der Reise ins Nirgendwo erwarten würde: das andere oder dasselbe.