Die Heilige Inquisition, Urbild aller geheimen Verfolgungsbehörden und Schreckbild des, obzwar vom Hass verzerrten, durchaus ›liberal gelesenen‹ Yagir, sie steckt im Don, man muss sie nur von der Heuchelei befreien, die ihren schleimigen Panzer um sie gelegt hat, als wolle sie sie nimmermehr entschlüpfen lassen. Insofern sind alle Versuche müßig, seine diesbezüglichen Reden auf ihren Motivgehalt abzuklopfen. Besessenheit fragt nach Gründen nicht, sie selbst ist der Grund und Ursprung von allem, sobald sie die Seele des Einzelnen einmal erobert hat. Was für die Verfolger gilt, das gilt auch für die Verfolgten. Don Albino, keiner Gruppe zugehörig und daher beiden verfallen, balanciert auf Messers Schneide, immer in Gefahr, sich der einen oder der anderen zum Fraß vorzuwerfen. Und wirklich, oft genug heulen ihn beide Fraktionen gleichzeitig an. Daher wundert mich nicht, wenn er versucht, mit entschlossenem Einsatz aller Mittel die Höhe 80 der mit Kultiviertheit gleichgesetzten Kultur zu behaupten –: eine denkerische Fehlleistung, wie jeder weiß, der einmal die dunkleren Eigenarten der sogenannten Kultur studieren durfte. Aber das kümmert ihn nicht, bei ihm ist alles existenziell. Der korrekte Gebrauch von Messer und Gabel hat solche Gewalt über ihn erlangt, dass er ernsthaft dem Glauben huldigt, er könne den Bären Alaskas damit Mores beibringen, zumindest in den privaten Welteroberungsträumen, die in ihm umgehen. Privat, das ist das Wort. Der Don legt entschieden Wert darauf, in all seinen Äußerungen als Privatmann zu gelten, geleitet von privaten Vorlieben und Interessen, umgeben von privaten Verhältnissen – vor allem Besitzverhältnissen –, von Hunden, Katzen und Pferden, in privaten Beziehungen sein Dasein fristend und plündernd, denn von irgendwoher muss der Brennstoff der Phantasie ja kommen. Ich weiß das so genau, weil er nun einmal meine Kreatur ist. Ich finde es gut, wenn er von Zeit zu Zeit bei mir klingelt, um sich auf Herz und Nieren checken zu lassen, wobei gerade das die Organe sind, die ich gern in seiner Obhut belasse. Autonomie ist ein hohes Gut. Lieber würde ich ihm die Schädeldecke öffnen, um zu prüfen, welches Unheil sich dort zusammenbraut. Aber das ginge nun doch zu weit und ich will mir die Finger nicht schmutzig machen.