Viele geben im Yagir den Narren, weil sie gern öffentliche Person spielen wollen und die damit verbundenen Kosten scheuen. Meist scheuen sie, ungleich Don Albino, auch gleich die Schriftform als solche und legen ihren gesammelten Charme in Auftritte vor privaten Studio-Kameras, die andere aus unerfindlichen Gründen auf sie richten. Am Talent kann es nicht liegen, ebenso wenig an der vielgerühmten Kompetenz. Denn als kompetent gilt im Yagir jeder – ich betone: jeder –, der sich zu Wort meldet. Allein die Tatsache der Wortmeldung erschafft eine Person höheren Grades, eine Persönlichkeit, wie man früher gesagt hätte, bevor das Wort als Ausdruck ›rechter‹ Gesinnung gebrandmarkt wurde, als far right, wie der mediale Slang das nennt. Der Grund dafür ist denkbar einfach. Im Yagir hat man das Geheimnis gelichtet, wie sich jeder ›Sprecher‹ zur Waffe umfunktionieren lässt … einer Waffe, sage ich, gerichtet auf die virtuelle Mit-Menschheit, Schneisen von Scheintoten in die Mutter aller Mengen fräsend – von geistig Erfassten, um mich recht zu verstehen: auch hier kommt es auf sorgsame Wortwahl an. Das System arbeitet perfekt, das Gegen-System desgleichen. Doch kein System ohne Unruhe – so überlegt man in den einschlägigen Kreisen, ob es nicht langsam an der Zeit sei, die ganze Aufgabe Robotern zu überlassen, deren letzte, von künstlicher Intelligenz strotzende Generation den biologischen Vorbildern in mancherlei Hinsicht haushoch überlegen sein soll, obwohl die Gefahr peinlicher Ausraster noch immer nicht gebannt zu sein scheint. Ein Sein gegen ein anderes: da final zu entscheiden ist keine kleine Sache, die Würde des Menschen ist unantastbar, daher werden immer Verfechter der einen wie der anderen Auffassung auftreten. Im Grunde steht hier der großindustrielle Komplex, der, wie bei Bahn und Taxi vorexerziert, den Roboter vorzieht, gegen den anarchischen Rededrang der Leute, die sich partout den Mund nicht verbieten lassen wollen, weil sie, einmal vor die Kamera getreten, ihn sich gern selbst verbieten. Sie könnten sich aber – und ihre Fans gleich mit – getäuscht haben. Denn in jedem von ihnen steckt ein Stück Fertigung, so dass niemand schlüssig dartun kann, ob es sich bei ihm bereits um einen Roboter oder noch um das Auslaufmodell Mensch handelt. Justus zum Beispiel, in diesem Punkt vertrauensseliger als der Don, hat in seiner Jugend soviel Science-fiction gelesen, dass es ihm jetzt im Alter ganz natürlich vorkommt, abwechselnd und durcheinander mit beiderlei Spezies zu kommunizieren. Im Herzen hält er, anglophan, wie er nun einmal ist, die Öffentlichkeit des Yagir für fiction, doch er belässt es bei Andeutungen.

 

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