Die Superreichen – plötzlich flammt dieses Wort auf, ein Wort aus dem Handbuch des Yagir-Experten – ich ermutige diese Spezies, wo ich sie treffe, zu ihrer bedeutenden Arbeit –: zurückweisend auf das Energeion, den altgriechischen Saft- und Kraftspender, zu dem es einst die spätrömische Jeunesse dorée zog und zu dem die Einwohner Korinths mit einer Mischung aus Unglauben und Andacht aufschauten, die allerdings angesichts der umlaufenden Erzählungen von Zeit zu Zeit in helle Wut umschlug. Im Yagir sind die Superreichen eine Art Hausgötter, denen man bei jeder Gelegenheit Geschenke darbringt, vor allem in der heißen Jahreszeit, wenn der Gedanke an Aufstieg alle Gemüter beflügelt. Ihre Statuetten finden sich auf allen Fensterbänken, damit sie freie Sicht nach draußen genießen, freilich auch, damit jeder einsieht, dass über ihre Köpfe hinweg kein Entkommen möglich ist. Der größte, rauschendste und bedeutendste Fluss des Yagir ist der Datenfluss. Er vernetzt die Superreichen untereinander und mit jedem einzelnen seiner Bewohner, er mag so unbedeutend daherkommen, wie er will. Die Letzten werden die Ersten sein – das alte Heilsversprechen hat sich im Yagir umgekehrt und bedeutet jetzt: Den Letzten beißen die Hunde. Die Hunde, das sind die Behörden, die eigentlichen Nutznießer des Datenstroms, die allerdings, dank ihrer konstruktionsbedingten Trägheit, nur begrenzten und weitgehend irregulären Gebrauch von seinen Vorteilen machen, so dass es zwar für den Einzelnen, der sich unter ihrem Zugriff windet, oft genug böse ausgeht, aber stets eine hinreichend uninformierte Mehrheit übrig bleibt, die mit Fug und Recht von sich behaupten kann: Das glaube ich jetzt nicht. Sie braucht es ja nicht zu glauben, da sie sich jederzeit selbst vom Wahrheitsgehalt der Geschichten überzeugen könnte. Sie zieht aber den Unglauben der Informiertheit vor. Warum das so ist, weiß der Wind und der gibt sein Geheimnis nicht preis. So stehen sie alle, wie Don Albino behaupten würde, im Bann von Erzählungen, die sie zutiefst verabscheuen, teils ihres heftig negierten Inhalts, teils der Tatsache wegen, dass sie überhaupt umlaufen, so dass man lieber die Boten köpft, als dass man die Botschaft erbräche.

 

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