Hier komme ich auf den größten und vermutlich tiefsten Gegensatz zwischen Don Albino und Justus zu sprechen. Ich erinnere mich, ein Gespräch zwischen ihnen belauscht zu haben, das, wie viele Gespräche, die im Yagir geführt werden, weitgehend unbewusst ablief. Habe ich es schon erwähnt? Yagiriten, soweit sie sich öffentlich zu Wort melden, stehen mehr oder weniger unbewusst miteinander in Dauerkontakt –: ein Wort provoziert das andere, eine Vorstellung weckt die nächste, es herrscht ein rühriges, durch die Verbindungsart anonymisiertes Geben und Nehmen, ein Ewig-und-drei-Tage-Durcheinander, in dem vereinzelt Namen aufblitzen und für eine Aufmerksamkeits-Sekunde die Nacht der Gedanken erhellen. Nicht immer klappt die Zuordnung von Aussagen und Namen zuverlässig. Es findet sich viel falsche Zuschreibung im Gespräch, das wir sind. Will sagen, es bleibt weitgehend der Willkür des Einzelnen überlassen, wen er zitiert und womit. Auch ich werde mittlerweile im Yagir mit Sätzen zitiert, die ich nie geäußert habe. Eine Weile habe ich überlegt, ob ich dagegen vorgehen soll. Ein Versuch würde bedeuten, dass ich mich selbst zum Yagier machte –: so weit möchte ich das Spiel denn doch nicht treiben. Der dreiste Umgang mit fremder Leute Gedanken eröffnet Raum ohne Ende. Gewisse Räume schließt er dagegen, sei es durch Ausgrenzung, sei es durch ständig zufließende Ignoranz. Niemals würden, solange für beide Seiten feststünde, wer da mit wem das Gespräch sucht, Justus und Don Albino das Wort aneinander richten. Doch in der Halbanonymität des Sich-Austauschens aller mit allen treffen auch sie gelegentlich aufeinander: zwei scheinfreie Intelligenzen, die einander nichts bedeuten, wenn man davon absieht, dass jeder den anderen für pfiffig, verlogen oder überheblich hält, je nachdem, welche Laune bei ihm gerade die Oberhand hat. Entsprechend kurz fiel das zu berichtende Zwiegespräch aus.