Will sagen, in Justus wird der Staat seiner selbst ansichtig, und zwar in zweifacher Gestalt: als Dreiheit und als Versager. Das ist, vom Standpunkt des Staates aus betrachtet, natürlich defizient. Es unterschlägt, dass er ununterbrochen an seinem Nichtvorhandensein arbeitet, ähnlich einem verwirrten Untertage-Arbeiter, der irgendwann das Leben im strahlenden Licht der Sonne für eine vermeidbare Verirrung hält und, falls er denn einmal auftaucht, Weib und Kind, die vom Ertrag seiner Maloche leben, mit unmotivierten Wutausbrüchen erschreckt. Es ergibt keinen rechten Sinn – obwohl viele es tun – zu verkünden, der Staat trete dem Einzelnen als Polizei gegenüber oder dringe in Gestalt der Dienste in seine Privatsphäre ein. Dasselbe könnte ich von dir und mir, vom eigenen Kind oder der täglichen Morgenlektüre behaupten, da der Staat nun einmal in allen steckt. Aber das Problem erstreckt sich weiter, viel weiter, da der Staat – oder das, was im Yagir an seine Stelle getreten ist –, gleichzeitig nach unten und oben zerfasernd, in einer Vielzahl von Organisationen verschwebt, so wie man dies im christlichen Universum von Engelschören erwarten würde. All diese Chöre singen über den Wassern, Sirenen gleich, ihr Klirren und Zirpen und Schmettern schallt über die stillen oder aufgewühlten Gewässer der Seele, aber die niemals endende Kakophonie verbirgt nur, dass sie, jeder für sich und alle zusammen, das Leben des Einzelnen betten und zwacken, ganz nach Belieben, ganz egal, ob sie offiziell als Entscheidungsträger gehandelt werden oder nicht. Dabei gilt der Einzelne all diesen Instanzen bloß als statistische Größe. Doch vorsichtshalber ist jeder mit Namen und Anschrift einschließlich seiner Bewegungsdaten notiert, schließlich kann man nie wissen, und Datenaustausch ist das Business des Yagir schlechthin – die einen katapultiert es in die Reihen der Reichen und Superreichen und die anderen unter die Brückenbögen. Justus, der all das sieht und nicht sieht, weil er, verschroben, wie er sich nun einmal gibt, an einer Version des Staates festhält, die es vielleicht nie, es sei denn in seiner Vorstellung gab, verlangt, zunehmend ungeduldig, von seinem Staat, was er nicht geben kann und will, vornehmlich deshalb, weil er keineswegs sein Staat zu sein gedenkt und mit Missmut die schroffen Ausbrüche von Patriotismus verfolgt, die in Justus’ Reden – nur zum privaten Gebrauch! – zutage treten. So sieht es aus – während der Gute unermüdlich daran arbeitet, endlich den großen vaterländischen Verdienstorden umgehängt zu bekommen, wächst seine Akte und er macht sich von Tag zu Tag mehr verdächtig.