Es leuchtet ein, dass es kaum Hassenswerteres unter der Sonne geben kann als den Hass. Schwieriger wird es, richtet man das Augenmerk auf die Hetze, die im Yagir unter strenger Aufsicht steht und gnadenlos dort verfolgt wird, wo die Verfolgung dubioser Ziele auch sonst angesagt ist. Unter den Stichwörtern, in deren Schatten meine Wenigkeit heranwachsen durfte, nahm es stets einen Extraplatz ein, teils seiner dem Zischen so nahen Lautgestalt, teils seiner amphibolischen Natur wegen, die es zur Lieblingsvokabel aller Parteien erhob, die einander, lauschte man ihren Wortführern, bis zur Weißglut bekämpften. Heute, da wir über vieles besser im Bilde sind, weiß ich, dass die giftigsten Rhetoriker jener längst vergangenen Zeit aus denselben geheimen Schatullen bezahlt wurden, gleichgültig, welcher Partei sie angehörten … sie zählten vielleicht nicht zu den einflussreichsten, aber sie beherrschten das Meinungsgewerbe aus dem Effeff. Wenn man von damals redet, zitiert man ihre Sätze, teils, weil es bequem ist, teils, weil sie auch heute nicht ihre Wirkung verfehlen, jedenfalls nicht auf sprachlich sensible Gemüter wie Justus, der das, was er als ›Hetze‹ deklariert, unter jedem heruntergefallenen Zeitungsblatt hervorzukehren versteht. Ausdrücklich setze ich das Wort ›Hetze‹ in Anführungszeichen, um anzudeuten, dass er sich, das Wort benützend, diskret von ihm distanziert, sei es, dass er es in irgendeinem Winkel seines Herzens für unangebracht hält, sei es, dass ihm die Leute, die es außer ihm an dieser Stelle benützen würden, mehr oder weniger verhasst sind … nicht ohne Grund, denn Übelwollende haben ihn bereits mehrfach wegen Hass & Hetze vor Gericht gezerrt, und wenngleich es ihm auch in der Vergangenheit regelmäßig gelang, die Vorwürfe mit viel linguistischem Feinsinn zu entkräften, so sieht es im laufenden Verfahren möglicherweise anders aus. Jedenfalls malt er seine Zukunft und die des Yagir in düsteren Farben. Folge ich seiner Darstellung, dann ist er ein Opfer der eigenen, wie er sich ausdrückt, hochironischen Sprachpraxis geworden – kurz, er hat einen Politiker der ›Hetze‹ bezichtigt, weil dieser den politischen Gegner als Hetzer verklagt hat … was einfacher klingt, als es sich vor Gericht darstellt, da er im Grunde den Vorwurf bloß zitiert zu haben behauptet. Aber in diesem Fall verschmelzen, wie ein Gutachter feststellte, formale Zitation und vollgültiger Sprechakt bis zur Ununterscheidbarkeit, so dass es dem Kläger frei stand, sich als Hetzer, pardon: der Hetze Verdächtiger zu verstehen oder auch nicht. Und da er sich zweifelsfrei entschieden hat…

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Sie sind essenziell für den Betrieb der Seite (keine Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.