—Es ist natürlich ein genialer Schachzug, nicht die Meinung unter Strafe zu stellen, sondern die Tatsachenfeststellung. Vor allem wenn, wie im vorliegenden Fall, die Meinung eine Tatsache ist und die Tatsache … sagen wir, zur Meinung verdreht werden muss, um als Tatsache bestehen zu können. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine.
—Er ist ein Wahnsinniger, dass er solche Dinge schreibt. Das hat bei uns nur der Bernhard schreiben dürfen und da war’s Kunst. Ein Hiesiger weiß gar nicht, was eine Kunst ist und daher sperrn’s ihn jetzt ein. Zu Recht, sag’ ich!
Wenn Don Albino von Angesicht zu Angesicht redet, dann mit Gastwirten und Handwerkern. Mit ersteren, weil sie viel gehört, mit letzteren, weil der Rhythmus der Arbeit ihre Rede auf das Notwendige beschränkt. Natürlich hofft er nicht, dass er verstanden wird. Seine Eitelkeit nötigt ihn, manchmal wider besseres Wissen, es als gegeben anzusehen, dass jedermann ihn versteht. Er muss es aber zwanghaft durch seine Rede verstecken, indem er die Dimension der Hoffnung, wie in diesem Fall, künstlich anklebt und damit den durch die Situation gefügig gemachten Gesprächspartner zum Schweigen verurteilt, da dieser nicht wissen kann, was der Kunde ihm durch seine Andeutung zu verstehen geben will. Genauso gut könnte er bedeutungsvoll murmeln: Schweigen vereint! (oder dergleichen). Das aber klänge für den gehätschelten Geschmack des Don bereits um etliche Grade zu deutlich und ließe just jene Spannung entstehen, die er auf den Tod nicht ausstehen kann –: die überall im Yagir spürbare Grundspannung, das ›lebensformende Element‹, wie sich noch vor kurzem – ich habe den Namen vergessen – ein Kabarettist ausdrückte, nachdem der Sender aus unerfindlichen Gründen sein lukratives Engagement nicht erneuert hatte. Das mag im Kabarett so sein, aber im wirklichen Leben – im wirklichen Leben, meine ich – ticken die Uhren anders, hatte der Don dazu angemerkt, womit er in der Schwebe ließ, was er unter dem ›wirklichen Leben‹ verstand, die herrschenden Zustände oder das wirklich wirkliche Leben, das durch all die wirklich gelebten Leben geistert, die zusammen das ›Leben im Yagir‹ ergeben, wie es von allen Plakatsäulen strahlt und die Augen aufschlägt, sobald einer das Internet betritt. Er hat auch einmal – aber das ist lange her – eine Studie über das Schweben verfasst. Doch zu jener Zeit existierte der Yagir noch nicht und die Studie blieb – übrigens auch von mir – unbeachtet.