Als ich den Yagir zu entwerfen begann, folgte ich einer inneren Stimme. Leider versäumte sie mir mitzuteilen, worauf es letztlich mit ihm hinausgeht, so dass ich mich, weiterschreibend, immer zugleich über- und unterfordert fühle. Wobei ein gewisses Gefühl der Leere durchaus zur Sache gehört. Immer wieder haben mir Bewohner des Yagir versichert, wie leer ihr Leben in Wirklichkeit sei, obwohl sie mehr als genug um die Ohren hätten. Offenbar sitzen sie, was die Bedingungen ihrer Existenz angeht, mit mir in einem Boot. Es muss an der Impfung liegen. Jedenfalls geht ein Raunen um, das einen solchen Zusammenhang behauptet. Schlaumeier, die es überall gibt, haben daraus ein Geschäftsmodell entwickelt und verkaufen Sinn in abgepackten Portionen – Stoff für den Magen, Stoff für die Psyche, Stoff für die Sinne, ein paar Scheiben Yoga zu Dekorationszwecken obendrauf, fast wie in alten Zeiten, aber auf digitalen Plattformen, als Sinn 2.0. Don, der zu klug – oder zu abgefeimt – ist, um sich offen in dieses geschwätzige Business einzuklinken, gehört zu denen, die beiläufig von ihm profitieren. Denn natürlich trifft das wirkliche Leben, das er auf seinen Weltklasse-Rädern zu erkunden behauptet, bei seinen Kunden den gleichen Nerv, nur eben … anders, gelassener, gehobener, gleichzeitig volksnäher, denn seine Ausfahrten gelten barocken Kirchlein, die außer ein paar Kunsthistorikern niemand kennt, Wasserfällen, geschniegelten Altstadtfronten, vom Windkraftausbau bedrohten Märchenwäldern und ihrem Getier – ja, er schreibt wirklich ›Getier‹, auch Nonnen und auf jüngst restaurierten Gemälden festgehaltene Ratsherren schreiten in seinen Texten einher, als hätten sie ein Lebtag lang auf diesen Auftritt gewartet. Kurz, das geistmaterielle Erbe der Kultur wird jedes Mal greifbar, wenn er in die Pedale tritt, nicht viel anders als bei meinen längst verstorbenen Onkeln und Tanten, die nach dem Krieg ihre ersten Autos erwarben und ›in der Welt‹ herumfuhren, um all die Dinge ihrem Vorrat an Selbstgeschautem einzuverleiben, von denen man ihnen vorher bloß erzählt hatte, immer auf der Suche nach einem Restaurant, in dem man gut bedient wurde und der Koch sein Handwerk verstand. Natürlich nimmt auch der Don das Flugzeug, sobald es ihn in die Ferne zieht, aber nur ausnahmsweise, und in seinen Werken schweigt er darüber. Wenn die Welt eine Bühne ist, dann hat sie auch einen Hinterausgang und nicht alle Aktivitäten sind fürs Zuschauer-Auge bestimmt. Wichtig ist bloß das Wirkliche.

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Sie sind essenziell für den Betrieb der Seite (keine Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.