Das Dumme an den Dummen ist die Dummheit. Wie dumm einer ist, misst sich nicht an der Zahl oder Größe der begangenen Dummheiten. Es gibt Dummheit, die kommt selten oder nie ans Tageslicht, sie arbeitet gleich dem Maulwurf, dem sie in vielem verwandt ist, im Dunkeln, sie scheut das Licht der klaren Gedanken, sie kann ausgesprochen unwirsch reagieren, wenn jemand sie aus Versehen aufstöbert. Dummheit muss nicht definiert werden. Es ist das Vorrecht der Dummen, in ihrer Dummheit alleingelassen zu werden. Das zusammen ergibt die Figur des Null-Yagiers, des Yagiers ohne störende oder komplizierende Zusätze, des Yagiers ohne Wenn und Aber: eine Figur, die ich deshalb einführe, weil sie als mehr empfundene denn gewusste Größe das Lebensgefühl im Yagir temperiert, vor allem bei nachdenklich angelegten Geistern. Null-Yagier finden sich in allen Berufen, in allen Gesellschaftsschichten, auf allen Stufen des gesellschaftlichen Fortkommens, um es vorsichtig auszudrücken, sie drücken der Gesellschaft den Stempel auf. Doch falsch wäre es, aus diesem Umstand zu schließen, der Yagir sei überwiegend von Dummköpfen bevölkert. Über Höhen und Tiefen, über Glück und Unglück der Gemeinschaften entscheiden verhältnismäßig wenige. Das Gros der Menschen erfüllt seinen Job. Es sorgt dafür, dass das Licht angeht, wenn man den Schalter betätigt, und was dergleichen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens mehr sind. Dennoch bleibt es auffällig, wie stark sich jenes Element im Alltag bemerkbar macht. Es könnte also sein, dass einem unruhigen Geist, der aus der gefühlten Freiheit in den Yagir gekommen ist, erst nach und nach die Allgegenwart der Dummen aufgeht, so dass er zu dem Fehlschluss gelangt, der fortschreitenden Dekomposition einer Gesellschaft beizuwohnen, ihrem von Tag zu Tag sich beschleunigenden Niedergang, während ihm doch einfach nur die Augen aufgehen und er keinem anderen Schauspiel beiwohnt als dem, das der Yagir mitsamt seinen Bewohnern dem Wissenden von Anbeginn bietet. Es könnte sein, sage ich, und ich sage das nicht ohne Anlass, denn ein unruhiger Geist findet sich allemal und einige unter ihnen haben in ihrem früheren Leben die Erfahrung der Freiheit machen dürfen, einfach deshalb, weil sie Vergleiche zu einem vorherigen Dasein ziehen konnten … Vergleiche sind das Salz der Intelligenz, ohne Vergleiche bleibt sie, jedenfalls in der Mehrzahl der Fälle, taub und stumm. Nur deshalb nimmt der Kampf um die richtigen, respektive falschen Vergleiche gelegentlich einen so stürmischen Verlauf. Wer vergleichen könnte und es aus übergeordneten Gründen nicht darf, der ist und bleibt ein armer Tropf.

 

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