Die klassische Einwandererfamilie lebt bescheiden, ist arbeits- und strebsam und bemüht sich nach Kräften, die Werte der Gesellschaft, die sie aufnahm, zu verinnerlichen, vor allem im Konsumbereich –: dieses Bild spukt in vielen Köpfen, nicht zuletzt in denen klassischer Einwandererfamilien, auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht besonders durchdringt, will sagen, sich einer gewissen Unbeliebtheit erfreut. Einer ihrer Söhne, der sich auf dem Cover seiner Bücher Hakim al-Rashid nennt – verkürzt auf ›Hakir‹ im trauten Kreis seiner Fans –, fiel mit einem so hörbaren Plumps in den Yagir, dass jeder andere davon aufgewacht wäre. Er aber, merkwürdig stolz auf das Land, in dem er es nun einmal zu etwas gebracht hatte, hält die Augen weiterhin fest geschlossen … was er trotz allem merkt, wandelt sich unter seiner einstmals humorvollen Feder in bitterböse Satire, mit der das bürgerliche Lesepublikum, wie es bei solchen Anlässen gern genannt wird, überhaupt nichts anfangen kann – vornehmlich deshalb, weil ein solches Publikum nur auf Werbeprospekten existiert und die lese-affinen Yagiriten schnell kalte Füße bekamen, als sie begriffen, welcher Umschlag hier stattgefunden hatte. Auf Satire – ich erwähnte es bereits – stehen im Yagir schwere Strafen. Das gilt vor allem dann, wenn sie sich eines unsauberen Vokabulars bedient. Bei al-Rashid, dem einst so beliebten Erotiker, ist das mit vollendeter Sicherheit der Fall. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass ›Hakir‹ sogar ursächlich an der schöpferischen Weiterentwicklung des Strafrechts beteiligt war. Im Eilverfahren hat man damals ein paar Delikte erfunden, damit man seine Bücher ›zeitnah‹ vom Markt nehmen konnte, andere, ihn seines angesparten Vermögens zu entkleiden, wieder andere, ihn hinter Schloss und … hoppla, so weit ist die Erzählung noch nicht gediehen. Vielleicht wird er, wie es ihm selbst vermutlich vorschwebt, als Hakir der Standhafte in die Geschichte der Literatur eingehen, in der sich die Genien der Menschheit freundlich die Hand reichen und feierlich aller dreckigen Konkurrenz entsagen. Vielleicht auch nicht, denn Dreck bleibt Dreck und keiner, der ihn aufwirbelt, kann wissen, wie er aus so einer Sache wieder herauskommt.