Gedanken sind Gedanken. Das klingt nicht besonders originell, es sei denn … – richtig! – es kommt noch etwas nach. Man macht sich seine Gedanken, man macht sich anderer Leute Gedanken, jedenfalls glaubt man das, aber niemand – ich betone: niemand – macht sich in Wirklichkeit Gedanken, ich meine, so wie sich jemand einen Papierdrachen macht oder eine Serviette faltet … die Gedanken kommen und gehen bekanntlich, sie pflegen auszubleiben, wenn der Betreffende ihrer am dringendsten bedarf, und überzuströmen, wenn er einfach einschlafen möchte. Gut, gut, man kann das steuern, ein bisschen wenigstens, jedenfalls bilden sich viele das ein. Manche zwingt der Beruf zu Gedanken, sie traben an, aber sie sind auch danach, jedenfalls in den meisten Fällen. Nötigenfalls denkt der Beruf für den Menschen, er ersinnt diesen Menschen geradezu. In Angst- und Notlagen, die bekanntlich bei niemandem ausbleiben, kommt es zu Fällen von sogenanntem ›intensivem‹ Denken … aber nur bei wenigen. Bei den meisten kommt es ›im Kopf‹ – sie sagen ›Kopf‹, aber sie meinen ›Bewusstsein‹ – zu Nebelbildung: Nebel und Glatteis, gefährliche Mischung, häufig zu Unfällen führend. Manchmal genügt eine Kurzstrecke wie die zwischen einer Barockkapelle am Straßenrand und einem soliden Landgasthaus, nein, ein einziger Augenblick der Gefahr, um aus einem radelnden Menschen alle Nachdenklichkeit zu vertreiben und ihn in einen Zustand der Erregung zu versetzen, in dem er sich nur noch abreagieren möchte – ein komisches Wort für eine komische Sache, findet der Don, nachdem er sich halbwegs wieder beruhigt hat und das Rad in den bereitstehenden Ständer schiebt. Was ist Gefahr? Die Möglichkeit einer abrupten Veränderung des augenblicklichen Zustandes. Das schließt die Gefahr, ins Glück zu geraten, ein. Sie ist bloß unwahrscheinlich. Man gerät ins Glück, als sei es ein Unglück. Was es dann zeitversetzt auch zu sein pflegt. Oder ortsversetzt.