Dieses Wir, Hakim, eingeschlossen in seine Gedankenzelle, kaut an ihm wie an einem alten Stück Brot, bevor er es wegwirft, weniger aus Überzeugung denn aus Weltekel, einem plötzlichen Angewidertsein von dem Stapel durchgesehener Schriftstücke, der sich auf seinem Schreibtisch türmt, und der nahezu liebedienerischen Haltung, in der er ihm die letzte halbe Stunde gewidmet hat. Hallo, wir schreiben uns steht auf einem Notizzettel, den er irgendwann für seine unauffälligen Gäste bereitgelegt hat, zu einer Zeit, als noch Kampfwille in ihm pochte, bevor er sich in Granit und später in ein Häufchen Asche verwandelte, das resigniert und eifersüchtig das bisschen Restglut hütet. Noch immer hat er den Zettel, sooft er, achtlos beiseitegeschoben, zu Boden glitt, an seinen Platz zurückgelegt, voll der Hoffnung, er werde eines Tages von selbst verschwinden, um hinfort das schäbige Büro eines ›M‹-Mitarbeiters zu schmücken. Denn dass hinter allem, was ihm widerfährt, ›M‹ steckt, davon ist er zutiefst überzeugt.

Wer sonst? Wer denn sonst?

›M‹ wie ›Macht‹, ›M‹ wie ›Mutti‹, ›M‹ wie ›Monopoly‹ – tief eingegraben stehen die Gleichungen in seinem zerrissenen Gemüt, er präsentiert sie wie Wundmale, wenn einmal, was selten vorkommt, ein Journalist sich in seine Klause verirrt.

Ich habe immer gern Monopoly gespielt, es war mein Wunschspiel, ich bin gut darin, richtig gut. Und was soll ich sagen? Ich würfle weiter, das Brett liegt noch auf meinem Wohntisch, dort drüben, es ist etwas verkleckert, das passiert nun mal, das Leben geht über all diese Spiele weg, ein wenig schmierig, ein wenig gewöhnlich, ziemlich gewöhnlich, wenn Sie mich fragen. Ich war einmal ein bedeutender Schriftsteller, man hat mir Kissen hingeschoben, wo immer ich sitzen wollte, jetzt spricht mir eine Richterin, die keinen geraden Satz zu Papier bringen kann, das Schriftstellerdasein ab, ich bin ein arbeits- und mittelloser Idiot, ich weiß nicht, wie meine Miete sich bezahlt, es geschehen Wunder in meinem Dasein, ich weiß nicht warum, bloß auf die Zeichen warte ich. Aber eigentlich mag ich keine. Schreiben Sie das ruhig auf: der angebliche – nein, schreiben Sie: mutmaßliche – Schriftsteller al-Rashid, der sich heute Hakir nennt, glaubt nicht an Zeichen, jedenfalls nicht an solche, die ihn betreffen. Er sieht sie aber an der Wand, groß und gefährlich, gleich hinter Ihnen, drehen Sie sich nicht um. Sie gelten dem Land und den Leuten. Wer sehen will wie der arme Hakir, der geht durch die Straßen und findet alle Hauswände damit überschmiert: Aus die Maus.

Da schämt sich der Besucher und findet, das Thema sei überstrapaziert. Hakim, wie jeder von seiner Sendung Besessene, neigt dazu, bestimmte Sätze zu wiederholen, immer und immer wieder, nahezu wortgleich, mit winzigen Änderungen, die sich vielleicht der Zimmertemperatur oder der letzten Mahlzeit verdanken, aber nicht wirklich zählen. Jeder, der ihn kennt, kennt diese Sätze: sicher ein Grund dafür, dass die Lauen unter den Freunden nach und nach sich vom Acker machen, wenngleich nicht der einzige.

 

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