Gehört Homomaris’ Frau in den Yagir oder gehört sie es nicht? Die Antwort auf diese Frage ist insofern nicht unerheblich, als sie geeignet erscheint, Licht auf die Realität des Yagir zu werfen. Handelt es sich um eine zweite oder sogar dritte Welt, ausgeworfen gleich einem Fischernetz über die erste der physikalischen Ereignisse und der Körper, oder handelt es sich um ein grundständiges Sein, das gleichmäßig alle Schichten der Existenz umfasst? Nicht dass Irma – oder ›Irmchen‹, unter welchem Namen sie durch Homomaris Tagebücher geistert – jemals mit solchen Fragen schwanger gegangen wäre – das nicht, doch in gewisser Weise … in sehr gewisser Weise taucht sie aus den verbalen Girlanden des Gatten empor wie Andersens Meerjungfrau aus den tiefen, tiefen Wassern der Naturreligion und des Spuks. Mit einem Bein in den seichten Realitäten des Lebens strampelnd, mit dem zweiten gewaltsam in die Kunstwelt des Magiers hineingezogen, in allen Gliedern den Schmerz der Zerrissenheit spürend, ist sie, ohne es zu ahnen, in das heikle Büchlein eingegangen, mit dessen Abfassung Homomaris alle Brücken hinter sich abbrechen wollte und auf verzwickte Weise auch tatsächlich abbrach: Keine Kompromisse mehr, Ende der Verbindlichkeit! Nichts anderes brachte das prompte Verstummen der Gönner zum Ausdruck –: die Operation war zur Hälfte gelungen, aber eben auch nur zur Hälfte. Homomaris’ Hass auf die umgebende Gesellschaft, sein intuitives Erschauen des Yagir aus dem Geist tiefster Abneigung, brachte den erwähnten Groll zum Vorschein, das letzte Residuum des schöpferischen Geistes, als dessen Agent auf Erden er sich betrachtete und Tag für Tag, eingedenk des biblischen Wortes vom Geringsten, sich für die da verkleinerte, teils, um zu überleben, teils, um überhaupt teilzuhaben, in welcher Form und in welchem ›Medium‹ auch immer. Das wichtigste dieser Medien war zweifellos ›Irmchen‹, deren sorglosem Dasein zuliebe er sich aufs Geldverdienen geworfen hatte, als hinge sein Leben an diesem seidenen Faden – eine ihn immer wieder in Schieflagen bringende Einstellung, die er dadurch zu kompensieren wusste, dass er sie für sich als reines Wesen ein zweites Mal erschuf. Weiß Gott nichts Besonderes! Viele schöpferische Männer wählen diesen Ausweg und fangen sich damit den Spott intelligenter Frauen ein, zu Recht, denn es zeigt nur, dass sie falsch gewählt haben, besser gesagt gar nicht, und nun die Folgen ihrer eitlen Passivität im Geiste ausbaden müssen.

 

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