Warum Hakim und nicht Homomaris? Im Grunde seines Herzens findet Don, der Sensualist, die panerotischen Ausfälle des bitterbösen Satirikers harmlos – ähnlich harmlos wie die Artikel, mit denen er selbst seine Mitwelt beglückt, auch wenn in ihnen hin und wieder ein schneidendes Wort fällt. Sicher, sie beide leben gefährlich – er überm Strich, der arme Hakir darunter –, aber diese Gefahr steigt nicht aus ihnen an die gesellschaftliche Oberfläche, sie kommt direkt aus der Gesellschaft auf sie zu und die Frage ist nur, wie geschickt ihr einer davonzuradeln versteht, will er sich nicht zermalmen lassen. Homomaris … das ist eine andere Hausnummer. Homomaris der Künstler lebt vom Sinnentrug und bekommt schmatzende Augen, wenn er über die verwirrenden Wirkungen der Malerei zu reden beginnt, Homomaris der Polterer bekämpft ihn, wo immer er auf ihn trifft, und hat sich heillos zwischen den Fronten verlaufen – so heillos, dass er wohl irgendwann beginnen musste, den Wirklichkeitscharakter der Wirklichkeit zu leugnen – was er ihm, metaphysisch gestimmt, noch hingehen lassen würde – und in der Folge jeden, der an ihr sein geistig-materielles Auskommen findet, weil sie nun einmal das Gegebene ist, des Verrats zu bezichtigen, des Verrats an der Kunst, des Verrats am Leben, des Verrats am Sein und, bei entsprechender Laune, am Nichtsein gleich mit, dem Planziel aller Erlösung von den Fesseln des falschen, weil fleischlichen Daseins. Mag sein, er karikiert jetzt ein wenig. Aber so oder so ähnlich hört es sich für ihn an, wenn der Meister des Pinsels mit breitem Strich seine Anschauungen aufträgt. Wie es scheint, ist Homomaris’ Groll zusammen mit seinem Künstlersein in die Welt getreten und wird sie erst mit ihm verlassen, gerade so, als bestünde ein mehr als intimes Band zwischen ihnen, eine Art Urverbindung, wie man sie bei den biblischen Propheten findet, einem Personenkreis, einzig dazu bestimmt, den göttlichen Groll in die Welt zu tragen – was noch, in dieser Allgemeinheit notiert, zu ertragen wäre, aber unerträgliche Züge annimmt, sobald es sich auf den angeblichen Menschheitsfeind Nummer eins, die Wissenschaft einschießt. Der Don ist stolz auf sein Studium, er ist, gelinde gesagt, nicht unzufrieden mit den Abschlüssen, die ihm ein Leben nach eigenem Gusto erlauben, er ist und bleibt ein Kind der Aufklärung, das sich zwar gelegentlich über den Geschlechterwahn der Zeitgenossen mokiert, aber im Großen und Ganzen… Es fällt ihm auf, dass er sich gern aufs Große und Ganze zurückzieht, sobald er sich vom Meister aller Farben bedrängt fühlt – in eine Region des Geltenlassens, deren Ränder eher im Ungewissen verlaufen, aber eine gewisse Helle verbreiten, die, wie er findet, den Ausführungen des anderen fehlt. Gut fühlt sich das nicht an, ganz so harmlos geht es auch in ihm nicht zu. Im Gegenteil: wenn er es recht bedenkt, geht sein Kampf mit der Schwarzen Witwe über alles hinaus, was der Alte an düsteren Distinktionen aufzutischen weiß.

 

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