Als die olfaktorische Reaktion einsetzte, wurde Hakim bewusst, wie oft der ›Schritt‹ der Plakatschönen, deren lange Beine in glücklicheren Zeiten seine unbegrenzte Bewunderung herausgefordert hatten, in Augen- respektive Nasenhöhe an ihm vorbeizog, wann immer er durch die Straßen der Stadt patrouillierte, die er einmal als sein Revier betrachtet hatte. Er hielt sich nicht für besonders klein oder groß, eher für unauffälliges Mittelmaß, und aufs Mittelmaß musste der Effekt, der ihm zu schaffen machte, wohl berechnet sein. Reiß dich zusammen, du bist nicht gemeint, murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. Kurz darauf entschied er sich für ein befreites Gelächter, das ihm ein paar misstrauische Passantenblicke eintrug, denn bei aller Gelassenheit … im Yagir sind die Leute daran gewöhnt, die kleinen Zeichen in ihrer Umgebung aufzufangen, aus denen sich blitzschnell großes Ungemach entwickeln könnte. Und öffentliches Gelächter – das ist bereits mehr als ein kleines Zeichen, auf der Richterskala der Eindrücke liegt es knapp unterhalb der offenen Unbotmäßigkeit, man kann sicher sein, dass die Auswertungsprogramme der Streetcams an dieser Stelle hundertfach anspringen. Hakim ist davon überzeugt, dass in den übersinnlichen Knusper, knusper knäuschen-Gehäusen der auf ihn herablächelnden Überlebensgroßen ein hässliches Geheimnis haust, ein Massendämon, darauf berechnet, die männliche Psyche klein zu halten, klein und erregt, bereit, sich bei den garantiert falschen Anlässen zu entladen, aber unfähig, dort, wo es angebracht wäre, die Dinge in die Hand zu nehmen. Warum wohl ist die Sprache in diesen Dingen so schlüpfrig? Nicht ohne Grund, nicht ohne Grund. Der dauerbetörte Mann ist ein schlüpfriges Wesen. Wohin mag er entschlüpfen – und vor allem: als was –, wenn seine Zeit gekommen ist? Auch Hakim, man muss es ihm nachsehen, lebt in der Zukunft, nicht seiner, nicht der Umgebung, sondern im großen, über die Gegenwart verhängten Futur, das sie alle mitnimmt, jeden auf seine Weise.
So wie es ist, kann es nicht bleiben.
So, wie es bleibt, kann es nicht werden.