Der Staat, der Staat. Wo ist der Staat? Siehst du den Staat? Ich treffe den Staat. Ich treffe ihn fast täglich. Er erscheint in Gestalt hübscher Staatsanwältinnen und drangsaliert mich. Warum? Weil ich ihn verteidige. Weil ich ein Freund des Staates bin. Der Staat mag es nicht, dass ich ihn verteidige. Er hat seine Schutzfunktion gegenüber dem einfachen Yagier aufgegeben und schützt seine Feinde. Frage mich nicht, warum er das tut. Ich kann’s dir nicht erklären. Mir übrigens auch nicht. Er hält seine schützende Hand über … ich darf es nicht sagen. Täte ich es jetzt, hier, zwischen uns, ich hätte die nächste Anzeige an der Backe. Meine Situation ist im Augenblick etwas … angespannt. Also sei geduldig mit mir. Ich sage bloß: Es wird sich alles aufklären. Ich bin ein Mann des Wortes, also wird es sich aufklären. Am Ende siegt das Wort, so wie es immer gesiegt hat. Im Wort ist Wahrheit. Selbst in der Lüge steckt die Wahrheit, man muss sie nur herausholen. Manchmal muss jemand kommen, der sie herauspfriemelt. Wer immer das sein wird, ich bin auf seiner Seite. Aber bis es so weit sein wird… Es ist so viel Wasser die Lenne, verzeih, die Lethe heruntergeflossen, ich kann mich kaum daran erinnern, einmal ein glücklicher Mensch gewesen zu sein. Und trotzdem ergreift es mich schmerzhaft. Ja, es ergreift mich. Sie haben den Quell der Wörter, das Buch vergiftet, genauso wie die Familie, in der ein Wort das andere gibt. In der Familie gibt es kein Sollen. Sie ist das, was sein soll und gerade sie soll nicht sein, geht es nach denen. Ein Staat, der die Familie nicht schützt, was ist das? Kann mir das jemand erklären? Kann mir das jemand … verklickern, hätte ich fast gesagt, verzeih, manchmal vergesse ich, dass gerade im Verklickern ihre Stärke liegt, ganz versessen sind sie darauf, dass es ›Klick!‹ macht … hinter jeder Phrase, die in die Runde geschickt wird, steht dieses unsichtbare ›Klick!‹, klickklickklick, klickerdiklick, klickerdibums, klickeriki –: Schau mich nicht so entgeistert an, ich bin kein Gespenst, ich bin vielleicht der letzte Mensch aus Fleisch und Blut, nach mir der Übermensch, pardon, der Hintermensch, der Mensch hinter dem Menschlichen, vielleicht diesseits des Menschen, aber welches Diesseits soll das sein? Was soll dieses verweltete Diesseits sein? Verweltet oder verwaltet, wo ist der Unterschied? Nebenbei: Wo alles Verwaltung ist, klappt keine Verwaltung mehr. Sie bekommen nichts mehr geregelt… Sie wissen nicht, was sie mit mir anfangen sollen. Jetzt wollen sie mich einsperren, aber warum? In Wahrheit wissen sie nicht warum. Wo keine Strafe ist, da ist auch kein Strafmaß. Ich bin nicht strafwürdig. Noch eine Würde, die sie mir absprechen, irgendwo dort in den Papieren muss es stehen, ich habe es mit eigenen Augen gelesen. Sie waren vielleicht etwas feucht, ich meine, etwas feuchter als sonst, ich musste an meinen Sohn denken … ›Vater‹, ›Sohn‹, Ausdrücke aus einer anderen Welt, unfassbar, dass man einmal einen Roman Väter und Söhne titeln konnte. Es gibt keine Söhne mehr.

Lass es gut sein.

Manchmal wächst Hakims Suada dem Don über den Kopf. Er will ihn nicht einziehen, er will nur ein wenig … seitwärts gehen, um wieder atmen zu können.