Kommt Zeit kommt Rat.
In der Tat.

Einmaul, Philosoph und Rest-Entertainer, genauer Rest-Philosoph und Post-Entertainer (vielleicht so: Rost-Philosoph und Pest-Entertainer), trommelt mit dem Handballen auf die Bettkante, unschlüssig, ob er aufstehen oder den Vormittag vergehen lassen soll, wie er kam – ereignislos, abzüglich des Erwachens, des Ereignisses schlechthin, des Uhr-Ereignisses, von Skepsis begleitet, die tief sein will, aber nicht aus dem Flachsinn herauskommt, es sei denn stolpernd. Indem ich recht handle gegen den anderen, betrachte ich ihn als identisch mit mir. Ein Klassiker-Satz, klar und strahlend wie der junge Morgen, doch gegen das Licht gehalten, zeigen sich Trübungen. Wann immer er ins Getümmel geriet, machte es ihn froh, sich im Besitz solcher Sätze zu befinden. Ihr Urheber mag verlästert werden, sie sind und bleiben philosophischer Goldstandard. Gold … Gold … man muss auch zu zitieren wissen. Die Kunst des richtigen Zeitpunkts ist vielleicht die einzige Kunst, die blieb. Und jetzt entlassen sie ihre Meister… Sie entlassen sie nicht, sie schicken sie ins Vakuum. Siehst du da einen Unterschied? Im Vakuum existiert kein Zeitpunkt, zumindest kein richtiger. Einmaul fährt sich über die Lippen. Mit dem Gold-Satz steigt die Erinnerung an knifflige, souverän gemeisterte Zeiten herauf, sie steigt und steigt … wo strebt sie hin?

Nur herauf! Hier ist es warm.

Den bekennenden Populisten Kampfer, emeritierter Kommunikationswissenschaftler, überbuchtes Enfant terrible des Medienzirkus, hat er damit förmlich in den Sessel genagelt, perplex bis über beide Ohren sozusagen, jedenfalls für den Augenblick. Bis dem dann doch die erlösende Gegenformel einfiel:

Der Feind meines Feindes ist mein Freund.

Platt, sehr platt sogar. Eine unwürdige Replik, wie er nicht allein damals fand. Was noch? Was noch, fragt das gequälte Gehirn, das die Antwort längst bereithält. Die Erinnerung schließt da jeden Irrtum aus –: just an der Stelle schwoll die Flut der Zuschauerkommentare rapidamente an. Punktsieger aus diesem kleinen Duell war der andere. Eigentlich nicht verwunderlich, immer zieht der krasse Naturalismus im Kampf der Weltanschauungen die Lacher (und Lästerer) auf seine Seite – eine Spezies, wie geschaffen für das Milieu der social media. Keine logische Raffinesse kann dem entgehen. Es braucht keinen Unterdrücker. Das Volk unterdrückt sich selbst. Das bisschen Einsicht wirst du doch aufbringen. Schwing dich aus den Federn, Maitre! Senile Bettflucht, Füße voraus.

Heiter sei dein Tag.
Was immer er bringen mag.