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Über die Anfänge des Yagir ist seither viel spekuliert worden, vor allem über ›M‹s Anteil daran. War sie nun Urheberin des Debakels oder Getriebene? Nach wie vor behaupten die Kühneren unter ihren Lobrednern, sie habe gar nichts getan. Und das ist womöglich das größte Kompliment, das ihrer Amtszeit gemacht werden kann: diese Kreation aus gar nichts – creatio ex nihilo für hartgesottene Lateiner –: ›Und siehe, es begab sich…‹ Ist das nicht die Formel, auf die alle gewartet und, sagen wir’s ehrlich, gehofft haben? Und der Yagir erstand, als habe er immer schon existiert. Nichts an ihm erwies sich als wirklich neu, einiges sogar als bedrohlich vertraut, aber alles zusammen ergab das Unvertraute, das jedermann in seinen Bann zog. Und keineswegs nur in seinen Bann: von Stund’ an waren sie alle Yagier, Alt und Jung, Arm und Reich, die Superklugen und die Armen im Geiste, die Gescheiterten und die Gebetteten, auch wenn keiner etwas davon wissen wollte oder konnte. So groß ist nun einmal die Bandbreite des Yagir, dass er auch seine erbittertsten Gegner umfasst, letztere vielleicht besonders liebevoll gemäß dem Motto Die Letzten werden die Ersten sein, auch wenn dem eine missglückte Interpretation zu Grunde liegen dürfte. Für den Don, um den sich diese Anfänge wie ein Spinnengeflecht legten, so dass er sie eher als lästig denn als bedrohlich empfand, war der krachend scheiternde Hakim nur einer von vielen Desperados, die in jenen Tagen zu ihrer Bestimmung fanden.
—Weißt du, er nahm sich so seltsam aus unter der Plane, auf der das Regenwasser schwappte und seitlich überlief, mitten hinein in die Zuhörerschaft, dier sich gegenseitig mit ihren Regenschirmen beharkte, ich meine wirklich seltsam wie ein antiker Rhetor, den es unter Menschen verschlagen hat, in deren Gesellschaft eine Redefigur höchstens Anlass für die Frage bietet: Was ist denn das für einer? Man kann natürlich der Auffassung sein, dass er es bis zu diesem Zeitpunkt selbst nicht wusste. Das mag schon sein. Wundern würde es mich nicht. Nicht wirklich, meine ich. Verstanden habe ich den Mann nicht. Nicht wirklich, meine ich. Aber auf einer anderen Ebene meiner Existenz verstand ich ihn wohl. Ich meine dieses Verlangen, sich ein Schicksal zu geben. Die Empfindung, diese Tür öffnet sich nie mehr wieder. Geh hinein! Wenn du das hier verpasst, bleibst du für immer draußen. Ich selbst habe mich damals dafür entschieden draußen zu bleiben, aus den verschiedensten Gründen, das ist eine verwickelte Geschichte.
Natürlich täuscht er sich. Auch er ist ›drin‹, wenngleich auf andere Weise. Auch das ist eine verwickelte Geschichte, die erzählt werden will. Soll ich sie ihm verraten? Ich glaube nicht.