Wir importieren Gas, weil uns die Bedingungen, unter denen es gefördert wird, nur innerhalb der eigenen Landesgrenzen stören. Der Wirtschaftsminister sagt es nicht so, aber er meint es.

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Er meint auch, es lohne nicht, die Förderung aufzustocken, weil das alles ohnehin zu lang dauere. Vor allem dieses Argument verdient eine Würdigung, da es in anderer sprachlicher Form wohlbekannt ist: Nach uns die Sintflut.

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Mit dem Lappen im Gesicht ist alle Kunst läppisch.

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Den Menschen vorzuschreiben, wie viel sie heizen dürfen, verwandelt das Land zuverlässig in eine Kaserne. Augenscheinlich sehnen sich viele danach. Vielleicht käme es da billiger, die allgemeine Wehrpflicht wieder einzuführen.

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Wie ein Sonnenstrahl das Leben aufblitzen lässt! Der kleine Sonnenschein, der seinen Teddy am Band durch die Wohnung zieht, lässt alle Gemüter leuchten. Erscheinung und Wesen sind eins.

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Wie nennt man ein Land, das die Mitgliedschaft in einem Militärbündnis über seine staatliche Existenz stellt?

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Wenn die 68er Linksfaschisten waren, dann sind ihre Nachfahren Linksfetischisten.

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Fetischisten: Verehrer des Unbrauchbaren.

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Zwei deutsche Mentalitäten: Die eine legt Wert darauf, im Krieg geboren zu sein, und sei es auch zwei Wochen vor dem Ende, die andere, 68er Wurzeln zu besitzen, über die man selbstredend hinauswuchs. Beide nahmen und nehmen einen Zufall als Maßstab, um sich selbst Überlebensgröße zu bescheinigen und anderen den Mund zu verbieten.

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Zwischengenerationen: Generationen, die nichts zu sagen haben, so viel sie auch reden. Sie folgen nach – in jedem erdenklichen Sinn. In diesem Sinn darf man die Grünen eine Nachfolgeorganisation nennen.

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Zu den Spezialitäten des deutschen Regierungssystems gehört die eines Präsidenten, der nichts zu sagen hat und infolgedessen auch wenig sagt. Was, wenn dieses Wenige ausreicht, um eine gehörige Anzahl Personen inner- wie außerhalb der Landesgrenzen gegen seine Person aufzubringen? In diesem Fall greift die profane Heiligkeit des Amtes: der Präsident, der oberster Repräsentant seines Landes und sonst nicht ist, steht auch für das Land und sonst nichts. Das heißt, wer ihn angreift, sei es aus gutem Grund oder nicht, greift automatisch das Land an. So die Konstruktion. Die Wirklichkeit schert sich selten um solche Konstruktionen.

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Der eine redet von Kriegsverbrechen, der andere vom Verbrechen des Krieges. Wie sollen die beiden jemals zusammenkommen? Die Frage ist doch, wer von ihnen die Begriffe willkürlich durcheinanderwirft. Er ist im Krieg und hat infolgedessen immer recht.

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Ist der Krieg wirklicher als anderes, z.B. Recht und Gesetz? Bedarf es wirklich nur einer Dezision, um ein für allemal auf der richtigen Seite zu stehen? Wer so redet, der rechtfertigt auch Kriegsverbrechen. Für ihn besteht die andere Seite aus Rechtlosen, gegen die jedes Mittel erlaubt ist. Das ist Krieg in seiner grausamsten Form.

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Der Dezisionismus ist eine Geisteskrankheit. Er überlebt nur deshalb, weil er nicht der kleinsten Überlegung und damit aller Überlegung standhält.

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Der Krieg ist die Überschreitung. Das hindert nicht, dass es auch im Krieg Überschreitungen gibt, die gesondert untersucht und bewertet werden müssen.

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Der Krieg ist die große Einladung zum Verbrechen. Nicht jeder muss ihr Folge leisten. Das macht das Unrecht des Krieges nicht besser.

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Die Kunst, Frieden zu schließen, stand hoch in der Zeit der dynastischen Kriege. Das leuchtet ein, schließlich ging es ums Erbe und nicht ums Ganze. Die modernen Kriege sind Erschöpfungskriege. Sie werden über Anlass und Ziel fortgeführt bis zur vollständigen Erschöpfung des Gegners oder einer überlebenswichtigen Ressource. Die so ermittelte Schwachstelle bildet den Ausgangspunkt neuer Auseinandersetzungen.

 

 

Notizen für den schweigenden Leser

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