Herma hat ihren freien Tag. Sie beobachtet Justus, der in der Küche hantiert, ihr stiller Blick umfasst das neckische Schürzchen, das er sich umgehängt hat, die ruckartigen Bewegungen seiner Hand, das links wie rechts vom Messer fallende Fleisch, den lässig zur Seite geschobenen Gemüsehaufen, unbewegt hört sie das leise Fluchen ihres Gemahls, das brodelnde Wasser im Topf und fragt sich, ob die Kartoffeln nicht längst schon gar sein müssten. Aber sie schweigt. Sie beobachtet ihn wie einen Patienten, sorgsam, abtastend, mit dem Blick der Vertrautheit, der nach neu aufgetretenen Symptomen Ausschau hält. Es fällt leicht, diesen Blick zu beschreiben, es fällt schwer: als liefe die umgebende Welt widerstandslos durch ihn hindurch, aber dann … passierte etwas mit ihr, etwas kaum in Worte zu Fassendes, eine spürbare Absenkung des Terrains, kein Temperaturabfall, ein Landschaftsabfall. Ich weiß, ich weiß, es ist eine Zumutung, mich so auszudrücken. Allein für den Moment muss ich das so stehen lassen. Es werden auch andere Momente kommen. Überhaupt empfindet der Freund des Hauses das Unbefriedigende der Sprache in Hermas Nähe stärker. Auch Justus in seinem Rededrang scheint es kaum anders zu gehen. Was immer man vom Umgangston zwischen den beiden halten mag: er redet sie nieder. Mittendrin, gleichsam auf halbem Wege, vollzieht er eine plötzliche Kehrtwendung und fragt, was sie von der Sache halte. Wie verhält sich Herma? Herma redet bedächtig, die Wörter schälen sich aus ihrem Mund, als liefen sie vom Band, aber ungleich Justus kommt sie rasch auf den Punkt. Das bleibt dann stehen. Häusliche Rituale –: wer nach der Figur im Mittelpunkt sucht, um die alle anderen kreisen, wird schnell fündig. Aber man kann sich auch täuschen.

 

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