Postglobale Öffentlichkeit: noch immer beherrscht von den internationalen Strippenziehern des Meinungsgewerbes, bei abnehmender Attraktivität für die konsumierende Masse. Die Alternativen, vorzugsweise im Internet zu Hause (wo sonst?), werden durch die ständig wachsenden Publikumszahlen förmlich emporgerissen: Das bedeutet, ihre sichtbare Spitze entspricht so exakt den Bedürfnissen eines sprachlich, mental und regional differenten Publikums, wie es den am Tropf ihrer Auftraggeber hängenden, Abhängigkeit in Gesinnung wandelnden Geistermedien nicht gelingen könnte, selbst wenn sie dergleichen versuchen wollten. Längst hat deren Publikum sich gespalten – einerseits in die bewusst und mit Vorsatz Ahnungslosen, andererseits in die Genervten, der alltäglichen plumpen Manipulation Überdrüssigen, denen der Ärger darüber, verarscht zu werden, zu einer Art Lebenselixier herangereift ist, von dem sie nur langsam, aber dann doch stetig, lassen. Das gibt den öffentlich angeschlagenen Abonnement-Kündigungen enttäuschter Leser das Flair vergangener Attitüden: Der Gründe sind genug gewechselt, jetzt lass uns Zahlen sehen. Die globale Öffentlichkeit, so betrachtet, ist ein Flop, ihr Post-Stadium ein auf Dauer gestellter. Am allgegenwärtigen Corona-Diskurs lässt sich das alles wie an einem riesigen Zerrspiegel ablesen. Allerdings zeigt sich an diesem Beispiel auch, dass Öffentlichkeit, lammfromm oder kritisch, bloß das Begleitfeuerwerk ist, unter dessen Funkeln und Prasseln die Karawane der Absahner und Abstauber ungerührt weiterzieht. Wohin? Falsche Frage – gehe drei Schritte zurück und ziehe über Davos. Wo, angesichts dieser kindischen Laber-Welt, versteckt sich eigentlich die Literatur? Einem, der sich aufmachte, sie zu suchen, erginge es kaum anders als dem Hasen im Grimmschen Märchen – wann immer er sich am Ziel glaubt, empfängt ihn der fröhlich schmetternde Chor der Kulturschaffenden: »Ick bün all hier!« Was bleibt dem Hasen anderes übrig als … sagen wir … sich ein paar Stacheln zuzulegen? Wenn Verlage in dem Maße spannender werden als ihre Autoren, als sie dümmer agieren, dann, endlich, schlägt die Stunde der leeren Regale: »Wer braucht den Mist? Kommt doch ohnehin alles im Ersten.«