Habe ich es hinreichend deutlich gemacht? Im Yagir herrscht völlige Meinungsfreiheit. ›M‹ betont das mit allem Nachdruck. Warum betont sie es so, wenn es doch so ist? Nun, ›völlig‹ bedeutet nicht ›grenzenlos‹. Darf Hakim meinen, was er meint? Der Don weiß es nicht. Im Grunde … im Grunde seines Herzens meint er dasselbe, nur eingekapselt, auf dass kein Laut davon nach außen dringe, denn das wäre … das wäre … weiß er wirklich, was Hakim meint? Ist, was Hakim schreibt, Hass & Hetze, wie jedes angerufene Gericht aufs Neue bestätigt, wenn es doch Satire ist, die für sich das Recht der Größten in Anspruch nimmt, auch die allerbittersten aller Worte der Bitterkeit in den Mund zu nehmen? Nebenbei: Wen verhöhnt er denn? Die Feinde der freien Gesellschaft… Wer sind diese Feinde? Die Feinde der freien Gesellschaft sind die, die die Feinde der freien Gesellschaft verfolgen. Etwas stimmt nicht an diesem Satz. Er klingt so … symmetrisch. Da ist sich der Don sicher: So einfach denkt Hakim nicht. Wie dann? Er glaubt die Feinde zu kennen – nicht seine, das wäre zu banal, aber nicht zu banal, denn: An ihren Feindschaften sollst du sie erkennen. Woran sonst sollte man sie erkennen? Sie wissen nicht, dass sie die Feinde der freien Gesellschaft sind. Nein, sie wissen es nicht und denen, die es ihnen vorhalten, glauben sie nicht. Sie glauben, was sie sagen, sie sagen, was sie glauben … ein verhängnisvoller Zirkel, wenn man ihn fragt, eine Borniertheit, hervorgegangen aus dem dringenden Wunsch, in einer Welt des vollendeten Unglaubens wenigstens sich selbst zu glauben. Welch ein Schwachsinn! Wie kann, wer an nichts glaubt, sich selbst glauben? Hakim glaubt ihnen nicht, er glaubt sich selbst nicht, er glaubt an die Freiheit des Wortes, er glaubt an das angestammte Recht des Genies, den größten Unsinn zu schreiben, um den Unfug zur Kenntlichkeit zu bringen … ja sicher, er glaubt an dieses Zur-Kenntlichkeit-Bringen, er glaubt an die Unwiderstehlichkeit der Satire, er glaubt an den Geist-in-der-Satire. Hätte er sich doch einmal die Zeit für eine ausgedehnte Radtour genommen! Ein einziges Mal nur! Seine Welt sähe anders aus. Der Don weiß nicht, wie sie aussähe, aber darin ist er sich sicher: anders, gesünder, jedenfalls weniger gefährlich. Wer mit Willen und Vorsatz in jeder zweiten Kurve Gefahr läuft, von einem rasenden Leichtfuß auf die Hörner genommen oder von einem ausscherenden Lkw wie eine Laus zerquetscht zu werden, der betrachtet die Menschenwelt gelassener. Er sieht ihre Bösartigkeit vom Abendlicht übergoldet und sein eigener Stolz, er tritt hervor, er ignoriert die Gemetzel, er verachtet … ach, sieh an, da schließt sich der Kreis und der Don … wird eigentümlich stumm.