Was lernen wir daraus? Im Yagir ist jeder InQ – Parteigänger der Inquisition oder Schlimmeres –: das ist kein Witz, sondern nur böse, die einfache Konsequenz aus Hass & Hetze oder, wie die geschilderte Situation belegt, aus Stolz und Vorurteil. Du sollst keine fremden Zivilisationen neben mir haben, spricht die Hyperzivilisation. Wir sind die ersten Zivilisierten, spricht der Hyperzivilisierte. Er äußert es nicht laut, er murmelt es vor sich hin, so dass ihn niemand versteht. Alles andere klänge unzivilisiert. Der Hyperzivilisierte konzediert, dass andere Kulturen vor und neben der seinen existieren. Aber das sind Lippenbekenntnisse. Er glaubt kein Wort davon. Zivilisationswechsler lassen selten ein gutes Haar an der verflossenen. Wenn das kein Beleg ist! Niemand will in die Vergangenheit zurück. Warum? Das Vergangene ist das Böse. Hyperzivilisierte sind Heutige. Was ist ›M‹? ›M‹ ist das Heute als Heutiges – eine Formel, sehr vieldeutig, sehr prägnant, sehr … en vogue. Nennen wir es: das Unausweichliche. Was immer du erdenkst, es verlässt nicht das Heute. Geh in die Archive und alles, was sie enthalten, verwandelt sich in Heutiges. Alles muss durch den ›M‹-Berg hindurch. Kontinuität ist der große Bluff. Ich denke ja, pflegt Einmaul hinzuwerfen, wir bewegen uns im Post-Posthistoire. Er wird diesen Satz auch morgen wieder verwenden. Die meisten Gesprächspartner, mit ihm konfrontiert, nicken andächtig: etwas in dieser Art haben sie sich schon gedacht. Bloß die gewiefteren unter ihnen wissen, dass sich auf diese Bildungen mit der Vorsilbe ›Post-‹ Meltau gelegt hat, seit ›M‹ regiert, und runzeln die Stirn. So sondert sich die Spreu vom Weizen. Einmaul, lächelnd, geht davon aus, dass die Zeiten des globalen Konfliktmanagements vorbei sind. Im Post-Posthistoire sind die Konflikte unlösbar geworden. Erst wenn wir das anzuerkennen bereit sind, befinden wir uns mit ihnen auf gleicher Höhe. Da ist was dran. Aber was? Einmaul, ein paar Jahre jünger als Justus, hat die Konsequenzen gezogen und ist unter die Anschärfer gegangen. Mein Leben in den sozialen Medien ist ein Witz, aber ein böser. Der Satz steht, dick unterstrichen, in seinem Tagebuch eines Unbekannten. Er schreibt daran, noch sind große Passagen davon auch ihm völlig unbekannt. Tabula rasa, Tisch der Nassrasierer. Kein Tag ohne Schäumchen. Das ist das Aufregende am Tagebuch: Du bist von Tag zu Tag ein anderer und am Ende kommt doch alles auf dasselbe heraus.

 

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