Die meisten Yagier verrichten junk jobs. Ich weiß, die ernsten Charaktere würden dem wütend widersprechen, es widerstrebt dem Menschen, seinen Tätigkeitsbereich herabgewürdigt zu sehen, noch dazu, wenn es von anderen kommt und vor allem: vor aller Ohren geschieht. Sinnkrisen finden in aller Stille statt oder im Feuilleton. Im Yagir hat man das Feuilleton ausgemustert, so unauffällig, so geräuschlos, so effizient, dass es in der Regel niemandem auffällt, nicht einmal der älteren Generation, die dergleichen noch kannte – Ach, du meinst also… sagte mir Justus einmal am Telefon, um dann beredt zu verstummen –, man hat es ausgemustert, sage ich, und überlässt seine zum Freizeitmuseum umdeklarierte Ruine jetzt den Strandspaziergängern, den Pommes-mit-Mayo-Essern und Eislutschern, den Seichtbadern und Bewunderern der Sonnenuntergänge, während die große, allgemeine, alles umfassende Krise der Jobs auf den Namen einer Joberhaltungskrise hört. Der Yagir verlangt nach Arbeitsplätzen um jeden Preis. Nicht dass die Arbeitskraft als solche dadurch teurer werden darf, das gerade nicht, nur überflüssiger – gewisse Ökonomen, heißt das, schätzen den Anteil überflüssiger Tätigkeiten auf fünfzig, manche sogar auf achtzig Prozent … man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass an dieser Stelle die gute alte ehrliche Wissenschaft in offenes Feixen übergeht. So sieht das übrigens auch der Don, auf dessen Blog sich hin und wieder dergleichen Überlegungen finden lassen. Was sind sinnlose Tätigkeiten? Offenkundig gibt es davon zwei Arten. Die einen werden von denen als sinnlos empfunden, die sie ausüben, die anderen von denen, die sie von außen betrachten. Das klingt, als wäre das Empfinden dabei das Wesentliche und man könnte darüber, wie gewohnt, zur Tagesordnung übergehen. Ich weiß, Volkswirtschaftler würden in ihren Kurven und Tabellen kramen und vehement widersprechen (sie widersprechen stets vehement, diese Volkswirtschaftler). Als Yagiriten allerdings, die sie ebenfalls sind, würden sie zugeben, dass etwas dran sei, sowohl am Empfinden als auch am Drang, es zu verbergen oder wegzustecken, wie das genannt wird. Der wahre Grund dafür, so einfach wie kurios, lautet: Hat der Einzelne keine Arbeit, so wird das für die Gesellschaft des Yagir eine weit kostspieligere Angelegenheit, als wenn sie ihn erfolgreich dazu anstiftet – oder vergattert –, einer nutzlosen Tätigkeit nachzugehen. Mag der Einzelne, sich abstrampelnd (Pardon, Don!), murmeln: Das ist doch hirnrissig – ein Heer von Ökonomen, Psychologen und Deutungswissenschaftlern steht bereit, mit guten Gründen das Gegenteil zu belegen. Fast könnte man meinen, wir näherten uns an dieser Stelle dem Glutkern des Ganzen, erhöbe sich nicht sofort die Frage: Was ist das Ganze?

 

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