Homomaris’ Frau, aus der Zeit geworfen wie ihr Mann aus der Existenz – falls man ihr zeitloses Altsein so interpretieren mag –, Homomaris’ Frau hatte an der Entstehung der Broschüre leidenschaftlich Anteil genommen, dann allerdings, nachdem sie begriffen hatte, welches Befremden sie bei Freunden und Gönnern hervorrief, beschlossen, ein Fanal an die Zukunft – besser: in sie – zu senden. An einem feuchten Märztag ergriff sie Hacke und Spaten und versenkte die übriggebliebenen Exemplare des Elaborates im Garten, nachdem sie es vorher einem, so gut es ging, luftdicht verschlossenen Behälter anvertraut hatte. Lange Zeit ahnte Homomaris nichts von diesem Vorgang, bis er seinerseits den Spaten in die Hand nahm – der Arzt hatte ihm Bewegung in freier Luft verordnet – und beim Umgraben des lädierten Rasenstücks die Kassette fand, deren Inhalt er bereits ansatzweise zu vermissen begonnen hatte. Dieses Stück aus einem ungeschriebenen Roman ließ ihn nachdenklich werden und er notierte in sein Tagebuch: »Meine Abrechnung in der Kassette – Triumph des Feminismus (oder der Absenz) über die anwesende Vernunft! Vergrabene Wahrheit: Sancta Simplizitas.« Für eine Weile verstaute er die Kassette in seinem Zimmer, verschloss sie dann sorgfältig wieder und vergrub sie aufs Neue – vorsichtshalber um einige Meter gegenüber dem Fundort versetzt, so dass von nun an er sich als alleiniger Inhaber des Geheimnisses sah, unter Absehung davon, dass seine Gattin sich nach einer kurzen Phase der Besorgnis weiterhin im ungeteilten Besitz ihres Geheimnisses dünkte. Was er aus der Episode mitnahm, war die Idee des Romans als solchen, die sich nach und nach zu einem Plan und weiter zur fixen Idee verdichtete, denn er fühlte sich zwar als Mann der Feder, aber das Grundmaß seiner schöpferischen Phantasie sollte sein und blieb das zu füllende Blatt. Wie gesagt, dies alles begab sich lange vor der Entstehung des Yagir und gehört daher ins Vorleben seiner Figuren, in dem Pantagruels Frau, wie Homomaris sie in seinen intimen Berichten nennt, einen eigenen Sagenkreis ausfüllt.

Wolle die Wahrheit, so will,

wisse, die Lüge sie auch.

So steht es, etwas sibyllinisch, auf dem Einband zu diesen verborgenen Aufzeichnungen, die, wie Homomaris fest zu wissen glaubt, keines Menschen Auge – seines ausgeschlossen – je erblickt hat. So irrt der Mensch nach dem Maß seiner Kräfte, vor allem der geistbeseelte.

 

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