Bilanz einer Episode, die nicht vergehen will: gegenüber dem Klimaregime bietet, unter herrschaftspragmatischen Gesichtspunkten, das Seuchen- oder Pandemieregime den Vorteil größerer Akzeptanz. Die Leute draußen fürchten die unmittelbare Bedrohung für Leib und Leben stärker als eine, die sich langsam und stetig oder in Wellen über mehrere Generationen aufbaut und in ihren haarsträubendsten Aussichten, nach dem Motto, dass nichts so heiß gegessen wird wie gekocht, stets ›künftig‹ bleibt. Zumindest fürchten sie anders, folgsamer sozusagen, und darauf kommt es an. Schwer zu sagen, wo die Grenze zwischen sachorientierter Besorgnis und haltloser Panik verläuft. Leichte bis mittelschwere Hysterie brütet über den Zentren der Welt und verwandelt sie in kubistische Leerräume für pinselschwingende Planungsbeauftragte. Auch das Trauma, richtig ausgelegt, muss arbeiten, um den Leuten draußen, abseits der aseptischen Räume, gehörig einzuheizen. Wer hätte jemals daran gezweifelt? Irgendwann kursiert, für Interessierte, in den Netzen ein internes Behördenpapier dazu und es macht keinen Unterschied. Selbst Haudegen der öffentlich vorgetragenen Skepsis ließen es weithin unkommentiert, vermutlich, weil es ihnen die Mühsal des Spurenlesens ersparte. Hauptsache also, die L-Wellen (Lockdown und Lockerung, ›Hammer und Tanz‹, Eiszeit und Tauwetter) werden richtig justiert, so dass die Mehrheitsbevölkerung bei der Stange bleibt und ihr nicht die Lust an der Sache abhanden kommt. Bekanntlich bringen Panik und Hysterie ihre eigenen Verläufe, sprich: Zeitpläne mit. Zum Glück gibt es eine allzeit erregbare Jugend, die mit ein paar hingeworfenen Parolen auf den öffentlichen Plätzen für Abwechslung sorgt. Was die Sache schließlich auseinandertreibt, ist die Ungleichzeitigkeit der Schrecken. Während die einen Mitbürger noch Schreckensszenario A anhängen, wälzen die anderen bereits Szenario B – eines schlimmer als das andere, jedoch in unterschiedlichen Köpfen. Am Ende ist das, was am leichtesten schien, das Schwierigste: die Herrschaft über die Köpfe. Wie gut für alle, dass immer regiert werden muss und kein Ende in Sicht kommt.

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