»Wer regiert die Welt?«, fragte einst Noam Chomsky, aber die Antwort klang etwas verdruckst und eigentlich kam nichts dabei heraus. Die Wahrheit…? Die Wahrheit ist beunruhigend einfach: Die Welt wird von denen regiert, die sie regieren – mehr schlecht als recht, wie die Mehrzahl der Fälle lehrt, aber an der Sache ändert das nichts. Kommt jemand daher und behauptet, sie regierten nicht wirklich, sie seien nur Marionetten in den Spielen der wahrhaft Mächtigen, dann wird die Welt eben von Marionetten regiert, das eine Land mehr, das andere weniger. Aber auch das ändert nichts, jedenfalls nicht viel, daran, dass weder das Ausüben von Druck noch das Durchsetzen von Interessen Regieren meint: Bedauernswert das Land, dessen Politiker so tief gesunken sind, dass sie den Unterschied nicht begreifen und auf Druck und Zug parieren, als läge darin das Sesam-öffne-dich des an sie ergangenen Auftrags. Bedauernswert auch das Land, dessen Parlamentarier sich freiwillig ihrer Kontrollfunktionen begeben und als akklamierende Masse vor jedem Anflug von Oppositionsgeist zusammenzucken, als lauere in ihm der Dämon des Bösen. Doch die wirkliche Schwierigkeit liegt an einer anderen Stelle. Die wirkliche Schwierigkeit liegt darin, dass niemand die Welt regiert, nicht, weil sie durch besondere Umstände unregierbar geworden wäre, sondern weil der traditionelle Weltregent durch niemanden ersetzt worden ist, jedenfalls durch niemanden mit Profil, denn natürlich herrscht an den Schreibtischen der Allmacht dichtes Gedränge. Der Allmächtige – mit allem Respekt vor dem Vertriebenen sei es gesagt – enthielt selbst immer dieses Moment der Negation: Er war weder dieser noch jener Regent, keiner aus der Riege derer, die sich so gern an oberste Stelle gesetzt hätten; er sorgte, jedenfalls unterm lebendigen Diktat religiöser Überzeugungen, ganz einfach dafür, dass die Stelle, trotz oder wegen seiner bekannten Vorliebe für lange Abwesenheiten, unter Menschen vakant blieb. Die doppelte Negation … sie bedeutet in diesem Fall nicht etwa, wie von Beckett in Warten auf Godot wortreich durchdekliniert, ›er kommt nicht mehr und wir wissen es nicht‹, sie bedeutet zuerst und vor allem: Wen immer du an diese Stelle setzt, er ist es nicht. Niemand, das Ungreifbare, regiert die Welt der Emanzipierten und überantwortet sie dem Schwanz aus Verdächtigungen, Anschwärzungen, Mutmaßungen und katzbuckelnden Ergebenheitsadressen, die jeder bestens aus seinem Lebensumfeld kennt, ohne je das Bedürfnis zu verspüren, eine Etage höher oder tiefer erneut auf sie zu treffen. Der Drang einstiger Gottesknechte, ›bei Gott‹ Karriere zu machen oder den reicheren Freunden den Auspuff zu zeigen, ist endlich autonom und damit wahrhaftig geworden. Er bedeutet nichts und er führt zu nichts, aber er ist der Schlüssel zum Universum und wird demnächst seine Söldner zum Mars in Bewegung setzen: Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück, wo immer er auf dich wartet.

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