Als die ersten Toten kamen – nein, als sie ins Bewusstsein der Wenigen eintraten –, da löste sich in Einmaul ein Brocken, der, bildlich gesprochen, lange im oberen Teil seines Verdauungsapparates hängengeblieben war, und glitt, eine schwarze glitschige Masse, langsam nach unten, tiefer und tiefer, ohne irgendwo endgültig anzukommen. Einmauls Auftritte veränderten sich. Sie nahmen mehr Festigkeit – manche würden sagen: Kontur – an, seine Auskünfte wurden trockener, lapidarer, er begnügte sich nicht mit dem einfachen Widerspruch, in dem er vor Zeugen schon immer brilliert hatte, als habe er darunter eine festere Schicht entdeckt, ein Jenseits des Widerspruchs, etwas, das nicht durch Verständigung erzeugt werden wollte, sondern bereits da war, vor aller Verständigung, vor allem Einverständnis: er selbst hätte nicht beschreiben können, was da lag, ich bezweifle, dass er es hätte beschreiben wollen, weil die Beschreibung die Rolle zerstört hätte und damit die sakrosankte soziale Existenz, die er sich in mühsamen Jahren aufgebaut hatte und ohne die er über Nacht ins Nichts versinken würde … buchstäblich ›über Nacht‹, denn die Tugendwächter des Yagir arbeiten schnell. Wachsamkeit an der Schwelle zum Abfall duldet keinen Verzug. In dieser Hölle aus Nichts warteten bereits einige Gestalten, nur zu gut spürte Einmaul, dass sie an ihm zupften, umso hartnäckiger weigerte er sich, ihnen ein Gesicht zu geben, wissend, dass ihre Gesichter bereits die Runde machten, denn … es waren nicht irgendwelche Toten, die da auf den Seziertisch gelangten –: sie bestätigten etwas, das stets mehr gewesen war als ein Verdacht oder eine Unterstellung, sie bestätigten eine Warnung, die seit langem die Runde machte, eine Warnung aus berufenem Munde, der aber, aus Gründen, die keines Menschen Mund passierten, von ›M‹ nicht in den Kreis der Berater aufgenommen worden war, obwohl es nicht eines Menschen Mund war, der da gewarnt hatte, sondern, in Anbetracht der komplizierten Materie, vieler, wenngleich wiederum nicht so vieler, dass nicht einzelne aus dieser Menge herausgeragt hätten, bereit, vor jedermann Zeugnis abzulegen. Ja, es war, plötzlich und unerwartet, eine Zeit der Zeugen eingetreten. Noch waren sie keine Blutzeugen, bewahre, doch die Wut der Ohnmächtigen, die gegen sie von der Leine gelassen wurde, gab Anlass zu ernsten Befürchtungen und Einmaul war nicht der einzige, der es vorzog, gerade dort nichts zu sehen, wo er beizeiten etwas hätte lernen können.

 

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