Der Journalist und die Tänzerin: einmal müssen sie aufeinander treffen. Das gebieten die Gesetze des Yagir, wobei die Tänzerin, die ›Emsche‹, wie sie in ihren Kreisen genannt wird, von vielen Begegnungen mit Journalisten (und -innen, wie er routinemäßig hinzufügt) berichten könnte, wohlgemerkt könnte, denn wann immer sie zum Bericht über ein Zusammentreffen mit einem bedeutenden Menschen ansetzt, treibt ihre Rede ab und sie beginnt zu schwärmen oder zu keifen . Zwischen den beiden Polen bewegt sich wenig. Will sagen, in solchen Momenten gesteigerter Spannung platzt, kraft der ausgeprägten Gabe impulsiver Vergegenwärtigung, die sorgsam gepflegte Maske der kühl-aufmerksamen Denkerin und die Professorin, die einmal Tänzerin war, bevor der Gatte sie ihrem Ensemble entwand, um sie einem etwas anderen Gruppenbild einzufügen, folgt, koste es, was es wolle, dem Zwang, die gebotene Erzähldistanz radikal zu unterschreiten wobei die Kosten darin bestehen, dass, sagen wir es dezent, relativ ungebremst ein etwas gewöhnliches Wesen an die Oberfläche drängt. Auch Einmaul weiß kraft der Allgegenwart des Mediums über diesen Zug Bescheid. Erzählen Sie! Er muss sie unbedingt zum Erzählen bringen. Erzählen Sie uns von ›M‹! Wie war das, mit ihr zusammenzutreffen? Jetzt mal ganz offen gesprochen: Zählt das für Sie noch zur privaten Erinnerung? Oder blitzt da schon ein Stück weit das kulturelle Gedächtnis auf? Es gehört ja im Grunde zu beidem… Das ist schon horrender Blödsinn. Aber jede Wette sie wird darauf eingehen. Animalia sunt servanda. Die Krallen der Katze müssen aufblitzen. Wer, wenn nicht sie? Wem, wenn nicht ihm? Und wann, wenn nicht jetzt? Die drei Affen des Talk-Journalismus tanzen auf seinen Tasten den Heureka-Samba. Wer immer jene absonderliche Denkfigur in ihr Gehirn gepflanzt hat, er kann nur zu ihren Opfern gerechnet werden. Das sorgsam gebürstete Resthaar des abwesend anwesenden Gatten, überlebensgroß eingeblendet, weiß eine Geschichte zu berichten und er, Einmaul, wird sie ihr Stück für Stück entreißen, eine Geschichte von Neid, Tod und Auferstehung, eine Geschichte der Grausamkeit, der Lächerlichkeit und der Falschmünzerei. Mit diesem Akkord wird er die Bühne verlassen.

 

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