Zu den festen Stützen der Weltordnung gehört die Machtlosigkeit des Kritikers. Im Yagir ist sie insofern extrem gesteigert, als er nur um den Preis absoluter Mäßigung, sprich: der Mitläuferschaft in allen bedeutenden Fragen der Zeit in die Gazetten kommt. Austoben darf er sich in der Kinderstube des Medienzirkus, auf seinem Blog oder als Interview-Partner in einem jener virtuellen Ein-Mann-Studios, wo man endlos über Gott und die Welt palavert und mit irreführenden Schlagzeilen nach Aufmerksamkeit fischt. Eigentlich … eigentlich ist er eine Figur aus einer anderen Welt, halb Journalist, halb ›Gebildeter‹, ein Gräuel für das Fußvolk unter den Lesern und ein Gespött für die Medienschaffenden. Vergessen wir nicht: im Yagir ist ›Bildung‹ein Synonym für ›Exil‹ und ›Exil‹ ein Synonym für gefährliche Ansichten, also für etwas, das für Justus’ Lebensgefühl noch gestern als ›unverzichtbar‹ galt, wollte man als ›Kopf‹ eingestuft werden. Das Lebensgefühl … bei aller vorgeschobenen Genauigkeit hält dieses ungeheuer elastische Band vielerlei Belastungen stand, auch wenn es manchmal seltsame Geräusche veranlasst, die einen rasch in die Rolle des Sonderlings drängen. Das zusammengefasst, wundert es nicht, dass Justus selbst seine zahmsten Einfälle für ungeheuer gefährlich hält, während er, ohne es recht zu bemerken, bei reeller Betrachtung schon lange die Fahne der ›M‹-Partei hochhält. Ungeachtet dessen ist sein Leiden an der Wirkungslosigkeit echt. Sie ist sein wunder Punkt und ich habe viele Stunden damit verbracht, ihn zu inspizieren und allerlei Wundsalben aufzutragen, bis er anfing, mich für seinen Schützling zu halten und einen gewissen überheblichen Ton anzuschlagen, wenn er zufällig etwas von mir gelesen hatte.

Das ist schon gut, aber wer soll das lesen? Es wird sich ja doch nichts ändern.

Eine erstaunliche Aussage, wenn man bedenkt, was alles sich stündlich, wenn nicht minütlich ändern müsste, würde sich jede geäußerte Meinung augenblicklich in Kurskorrekturen des Staatsschiffs bemerkbar machen. Auch Justus ist schließlich nicht einer, auch er ist viele, gleichgültig, welche Namen an ihren Haustüren angeschlagen sind und in welcher Tonlage sie zu poltern pflegen.