Für einen Künstler wie Homomaris sind Museen so etwas wie der Yagir für alternativlos Geborene. Er ist drin, aber als Besucher, er verzehrt sich danach gehängt zu werden (natürlich in effigie) und schleicht wie ein geprügelter Hund nach Hause. Warum gerade er dort nicht hängt (natürlich in effigie), entzieht sich seiner natürlichen Kenntnis, gerade deshalb bietet er all seinen Witz auf, um es sich und anderen zu erklären. Dabei könnte ihm jedes Schulkind Auskunft über den Grund der Misere erteilen: Homomaris, der Mann, der von früh bis spät über seinen Bildern brütet, hat nie gearbeitet. Zeiten gab es, da er sich verdingt hatte, um den Lebensunterhalt für sich und seine Familie bestreiten zu können, Zeiten äußerster Belanglosigkeit, in denen er sich wie ein Landstreicher vorkam (ein Wort, das im Yagir verpönt ist), aber das waren Ausnahmezeiten, und die Kunst … seine Kunst blieb davon unbefleckt. Will sagen, auf dem Kunstmarkt existiert kein einziger Homomaris, es sei denn einer, der durch ein Schlupfloch hineingeraten wäre – auf Grund irgendeiner Verwechslung, durch Unwissenheit oder Betrug. Homomaris’ Werke sind unerhältlich. Sie besitzen keinen Marktwert, also gibt es sie nicht. Es gibt sie aber, wie jeder bestätigen kann, der eines von ihnen zu Gesicht bekam, und ihr Marktwert, wollte ihn ein unbedarft Affizierter erfragen, wäre unermesslich. Der Don, der im Atelier – oder dem, was er dafür hält – an ihnen entlangstreicht wie ein rolliger Kater, hütet sich strikt – wissend, er würde damit ein Tabu verletzen –, sich nach ihrem Preis zu erkundigen, versichert nur jedem, der von ihm Auskunft begehrt, er stehe für ihn außer Frage. Sicher, es gibt Leute, die Auskunft begehren. Es gibt immer Leute und ihre Fragen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. An besonderen Tagen holt Homomaris, den begehrlichen Blicken des Gastes folgend, ein Blatt aus einem Regal und legt es ihm in die Hand: Da! Ein Geschenk? Was wäre das: ein Geschenk? Don fühlt, diese Frage zu stellen wäre fatal. Also legt er schweigend das Blatt beiseite und nimmt es an sich, wenn erst das Ende der Audienz erreicht ist. Wie ein Dieb kommt er sich vor unter dem wachsamen Auge seines Opfers, das darauf beharrt, dass er ja kein Stück seiner Beute liegen lässt. Auf diese Weise ist auch er, wie manch anderer Zeitgenosse, zu einer spärlichen Homomaris-Sammlung gekommen. Homomaris, ein Glitzern im Blick:

Ich säe aus.

 

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