Die Schwarze Witwe … vielleicht hat der Don mehr recht, als er überblicken kann, und die Chiffre der Angst bildet den mehr oder weniger diskreten Schlüssel zu den blühenden Landschaften, die sich allenthalben auftaten, als ›M‹ die Macht übernahm und sich – nach dem Motto Schafft zwei, drei,viele ›M‹! – zu vervielfältigen begann. Jedenfalls profitiert der Yagir von ihrer lauernden Gegenwart wie kein zweiter –… Interessante Frage übrigens: Kann es einen zweiten Yagir geben? Der Definition nach ist der Yagir einer, stets und überall mit sich identisch. Aber die Beschreibungen wechseln, im Grunde trägt er in jedem seiner Bewohner – siehe Homomaris – eine andere Farbe. Und mit der Farbe ist es gewiss nicht getan. Genauso gut lässt sich die Hypothese vertreten, dass jeder Yagier seinen eigenen Yagir bewohnt, vor allem, wenn er zur Klasse der Yagioten gehört, der schon länger hier Lebenden, die, nimmt man die Statistik der Herzoperationen zum Maßstab, sich noch immer explosionsartig vermehren, obwohl, gemessen an ihren Leiden, ihre Zahl längst abnehmen sollte. Auch der Don, ich kam bisher nicht dazu, es zu erwähnen, hat seinen ›kleinen Eingriff‹ bereits hinter sich. Auch er lebt in der Angst, aus Versehen an eines der überall vermuteten Netze zu stoßen und damit … was wohl? … eine ganz spezielle Art der Aufmerksamkeit zu erregen, obwohl er doch … ja sicher, der Aufmerksamkeit ein ganzes Schriftsteller-Leben spendiert, nur eben der Aufmerksamkeit anderer Leute zu anderen Zwecken, auch wenn diese Zwecke sich rasch in avalontischen Nebeln verlieren. Die Frage ist nur: Gibt es diese anderen Leute? Sind sie, so er sie denn findet, wirklich anders? Im Yagir – es schmerzt, das so zu protokollieren –, scheinen sie alle zu schielen – der eine mehr, der andere weniger, aber darauf kommt es am Ende auch nicht mehr an. Selbst die Kinder bleiben nicht davon verschont. Es ist die Angst vor der Schwarzen Witwe – nicht Irma, die überlässt er gern Homomaris –, der geheimen Herrin des Yagir, die Don rät, eine Schrift wie besagte Broschüre vor den Augen der Mitwelt zu verstecken, am liebsten vor sich selbst, wie sich bei gelegentlichen Lektüre-Anläufen erwies, die allesamt rasch, wenngleich an unterschiedlichen Stellen steckenblieben. Wenn schon der Don mit seiner ausgeprägten Neigung, dem Mitmenschen im Anderen gerecht zu werden, sich als unfähig erweist, einen Homomaris, den er kennt und bewundert, zu lesen, schlicht und einfach zu lesen, mit gekräuselter Stirn, wie es sich bei so ernsten Themen gehört, an manchen Stellen herzlich lachend oder auch nur schmunzelnd, im Ganzen aber mit Lust und Gewinn – wenn das nicht möglich ist, dann … dann ist alles möglich, bloß nicht das Nächstliegende … der Yagir geht überall in die Ferne, ins Fernste, um genau zu sein, denn dort, jenseits des Horizonts, schneiden sich alle Linien, kommt zusammen, was zusammengehört, jedenfalls dann, wenn man den Märchenerzählern lauscht, denn der Yagir, sich im Inneren spinnefeind und weit entfernt von aller Utopie, verordnet sich die Utopie wie der Süchtige den Stoff, der für ihn den Ruin bedeutet.