Und dennoch, dennoch… Es hieße zu kurz zu springen, würde ich Justus’ Groll hier knapp und entschieden unter dem Etikett ›Sozialneid‹ abheften. Dagegen spricht schon, dass er die ›andere Seite‹ überall findet, wo er , einem verjährten Impuls folgend, ›Establishment‹ wittert (er nennt es nicht so, stattdessen verleiht er ihm Namen wie ›kulturelle Mafia‹ oder ›politische Klasse‹ oder einfach ›Betrieb‹, damit all jene bezeichnend, die gegenwärtig am Drücker sind) und so ins politische Fach wechselt: ich könnte es mir leicht machen und behaupten, sein Groll richte sich gegen die Mächtigen, wissend, dass gerade das nicht stimmt, nicht stimmen kann. Denn genauso gut könnte ich ihn einen Machtverehrer, ja einen vom Gedanken der Macht Besessenen nennen, dem die realen … ›real existierenden‹ Machtinhaber allesamt wie dem Wachsfigurenkabinett entsprungene Attrappen vorkommen – was so auch nicht korrekt wäre, da er ihnen vor allem einen vom Bild der Wachsfigur abweichenden Zug unterstellt: Korruption. Es stimmt, Justus hält die gesamte Elite für korrupt, in Bausch und Bogen, muss ich anfügen, denn Einzelfälle erregen seine Aufmerksamkeit nur kurz, sie sinken, gleichsam im Handumdrehen, in den von ihm konstatierten allgemeinen Sumpf zurück. Man könnte ihn getrost einen Anhänger der Sumpftheorie nennen (eine der vielen ›Theorien‹, denen im Yagir das Etikett ›Verschwörungstheorie‹ verpasst wurde), obzwar er den Ausdruck persönlich ablehnt, käme nicht just in dieser Ablehnung der wahre Kern seines Grolls zum Vorschein: im Sumpf lösen sich die persönlichen Animositäten auf, er verwandelt, wie seine Materie, auch die Anwürfe gegen ihn in einen unpersönlichen Brei und entzieht ihnen damit das eigentlich menschliche Fluidum: die Dimension des Zweikampfs. Dieser Groll will sich messen, um den Preis des persönlichen Untergangs, denn er kennt seine Grenzen. Er kennt seine Grenzen, will sagen, ihm ist bewusst, was ihn dort draußen erwartet, falls er einmal … es ist nur so … der Groll, will ich sagen, ist nicht der Mensch, er steckt bloß in ihm und manchmal bricht er zum Entsetzen – oder zur stillen Indignation – der gerade Anwesenden heraus, was Justus der Begaffte standhaft zu übersehen scheint. Aber das täuscht, das täuscht ganz gewaltig, und deshalb, deshalb ist Justus feige.